SOS-Kinderdorf Rio Bonito
In jüngster Zeit hat Brasilien im Bereich der menschlichen Entwicklung stetige Fortschritte zu verzeichnen, aber das Leben in den Großstädten ist nach wie vor sehr hart. Trotz der Regierungsprogramme zur Senkung der Kriminalitätsraten und zur Verbesserung der Wohnsituation in den Elendsvierteln von São Paulo ist das Leben extrem unsicher und gefährlich. Junge Menschen aus benachteiligten Familien sind besonders gefährdet. Sowohl Eltern als auch Kinder sind auf Unterstützung angewiesen.
In einer der weltweit größten Metropolen ist die soziale Segregation stark ausgeprägt
Das SOS-Kinderdorf Rio Bonito liegt in São Paulo, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates an der Südküste Brasiliens. São Paulo ist mit über 11 Millionen Einwohnern im reinen Stadtgebiet und nahezu 20 Millionen im Großraum die größte Stadt der südlichen Hemisphäre. Die sogenannte erweiterte Metropolregion einschließlich der angrenzenden Ballungsräume umfasst sogar über 29 Millionen Einwohner.
Abgesehen von der hohen Luftverschmutzung und der Verkehrsbelastung hat die Bevölkerungsexplosion zu anderen großen Problemen geführt. Weite Teile von São Paulo sind völlig planlos entstanden; ganze Wohngebiete sind praktisch über Nacht aus dem Boden geschossen. Heute leben etwa eine Million der Einwohner von São Paulo in illegalen „Favelas“. Manche Behausungen sind durch Erdrutsche und Überflutungen gefährdet, und es gibt sogar „vertikale Favelas“ – heruntergekommene Hochhausviertel, in denen Familien völlig beengt unter äußerst prekären Bedingungen leben.
São Paulo ist eine geteilte Stadt mit einer tiefen sozialen Kluft: ein bedeutender Industriestandort und ein wichtiges Wirtschaftszentrum, das von der billigen Arbeitskraft der zahlreichen marginalisierten und benachteiligten Wohngegenden profitiert.
Mangel an Bildung und Stigmatisierung bringen Kinder um ihre verdiente Chance
Das Leben in den Favelas ist alles andere als einfach. Die Kriminalitätsrate ist zwar in den letzten Jahren gesenkt worden, aber immer noch vor allem bei der jungen Bevölkerung sehr hoch. Kinder und Jugendliche, die in den Favelas aufgewachsen sind, bleiben ihr ganzes Leben lang stigmatisiert. Sie werden häufig zu Kriminellen und Drogendealern abgestempelt und von den Bewohnern der besseren Viertel gefürchtet. Für die vielen Tausend Kinder, die in diese Umstände hineingeboren werden, ist es extrem schwierig, diese Vorurteile zu überwinden und ein erfolgreiches Leben als Erwachsene zu führen.
Unsere Arbeit in São Paulo
Das SOS-Kinderdorf Rio Bonito in São Paulo wurde 1980 eröffnet.
Familienstärkung: Die SOS- Familienstärkungsprogramme helfen den Eltern und der Gemeinde, damit sie für ihre Kinder sorgen können und die Familien vor der Zerrüttung bewahren können. In Zusammenarbeit mit den Behörden der Stadt São Paulo führen wir eine Kindertagesstätte für über 300 Kinder bis zum vierten Lebensjahr.
Betreuung in Familien: Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in den SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Einige SOS-Familien leben integriert in Häusern in der Gemeinde. Sowohl die Kinder aus dem Kinderdorf als auch aus der angrenzenden Gemeinde können die SOS-Kinderdorf-Grundschule in São Paulo besuchen, die mittlerweile von den lokalen Behörden verwaltet wird. Dadurch wird die Integration der Kinder in die umliegende Gemeinde bereits in jungen Jahren sichergestellt.
Unterstützung für junge Erwachsene: Jungen Menschen, die ihren Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, bietet unser SOS-Jugendprogramm die Möglichkeit betreuter Wohngemeinschaften. Hier können Heranwachsende ihre Zukunft planen, zunehmend Verantwortung übernehmen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten, während sie dabei von qualifizierten JugendberaterInnen unterstützt werden.
Unterstützung für Flüchtlinge: Das Nothilfeprogramm unterstützt venezolanische Flüchtlinge in Brasilien. Wir bieten eine Reihe von Maßnahmen für Flüchtlingsfamilien an, bis hin zur temporären Unterbringung im SOS-Kinderdorf. Gleichzeitig sorgen wir für Nahrung, Wasser und Zugang zu sanitären Anlagen. Wir stellen auch sicher, dass die Flüchtlinge medizinisch versorgt sind und ihre Kinder die Schule besuchen können.