SOS-Kinderdorf Fort Portal
Nach Jahrzehnten gewaltsamer Konflikte, in denen Millionen Opfer zu beklagen waren, hat in Uganda der Wiederaufbau einer friedlichen Gesellschaft gerade erst begonnen. Um langfristige Verbesserungen zu erzielen, müssen die Gesundheit, Bildung und Sicherheit der Kinder gewährleistet werden.
Tausende Kinder wachsen aufgrund von Gewalt und HIV/AIDS völlig schutzlos auf
Fort Portal liegt im Westen Ugandas im Verwaltungsbezirk Kabarole und hat ca. 50 000 Einwohner. Die meisten Menschen arbeiten als Subsistenzbauern und betreiben Viehwirtschaft oder Fischfang in den Kraterseen und Flüssen der Umgebung.
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in der Region aufgrund der großen Zahl von gefährdeten Kindern, die an den Folgen der Bürgerkriege und ethnischen Konflikte sowie an zahlreichen Krankheiten, darunter HIV/AIDS, leiden. Nach einer Umfrage von UNICEF aus dem Jahr 2004 gab es damals bereits 50 000 Waisenkinder in der Region, und es wurde mit einem weiteren Anstieg gerechnet. In Uganda werden Kinder ohne Eltern traditionell von der Großfamilie aufgezogen.
Diese Familien haben jedoch meist nicht die Mittel, zusätzliche Kinder zu versorgen, oder haben selbst Angehörige verloren. Vor allem für frauengeführte Haushalte und ältere Angehörige ist es häufig unglaublich schwer, die materiellen, sozialen und seelischen Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen und für ihre Bildung und medizinische Betreuung zu sorgen.
Dringender Bedarf an Unterstützung beim Wiederaufbau einer friedlichen Gesellschaft
Uganda hat in den vergangenen Jahrzehnten unvorstellbare Gewalt erlebt: Während des Bürgerkrieges, der in den späten 1980er Jahren ausgebrochen war, hatte die Lord’s Resistance Army mehr als 25 000 Kinder entführt und zwischen 60 000 und 100 000 Kindersoldaten rekrutiert. Fast zwei Millionen Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. In den 250 Lagern für Binnenflüchtlinge, die im Norden Ugandas auf dem Höhepunkt des Konflikts errichtet worden waren, starben jede Woche bis zu 1000 Menschen, hauptsächlich an Malaria und AIDS. 2006 wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet, aber die Konflikte hielten an und zogen auch die Nachbarländer Südsudan und die Demokratische Republik Kongo in Mitleidenschaft. Allein im Kongo sind seit 2008 über 400 000 Menschen zu Flüchtlingen geworden.
Die meisten Binnenflüchtlinge Ugandas sind mittlerweile wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Rückkehr zur Normalität gestaltet sich jedoch schwierig. Häufig ist die Grundversorgung unzureichend, und Familien bekommen beim Wiederaufbau keine Unterstützung. Witwen und Waisen haben es besonders schwer - sie haben keinen Anspruch auf ihr früheres Land, wenn der Ehemann oder Vater nicht mehr am Leben ist. Kinder, die in jungen Jahren unvorstellbare Gewalt erlebt haben, können sich nur schwer in einer friedlichen Gesellschaft zurechtfinden und sind dringend auf Hilfe und psychologischen Beistand angewiesen.
Unsere Arbeit in Fort Portal
Das SOS-Kinderdorf Fort Portal wurde im Jahr 2010 eröffnet. In jüngster Zeit haben wir unser Familienstärkungsprogramm in der Region weiter ausgebaut, um so viele Menschen in Not wie möglich zu erreichen. Wir versuchen Familien vor der Zerrüttung zu bewahren, damit Kinder in einem liebevollen Zuhause aufwachsen können. Das SOS-Sozialzentrum in Fort Portal sichert Kindern den Zugang zu Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung. Wir unterstützen Familien bei der Einkommensförderung und dem Ausbau der elterlichen Kompetenzen und bieten im Bedarfsfall Beratungen und psychologischen Beistand. In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen setzen wir uns für die Stärkung gemeindebasierter Unterstützungssysteme für notleidende Familien ein.
Bis zu 120 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.
Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten in Fort Portal zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde, schließen Freundschaften und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Im Kindergarten gibt es ein Klassenzimmer, in dem Kinder nach der Montessori-Methode unterrichtet werden. Anschließend besuchen die Kinder gemeinsam die nahegelegenen Schulen.