Länderinformation über Sierra Leone
Landschaft
Klima
Fauna/Flora
Geschichte/Politik
Wirtschaft
Landschaft
Das Land kann in drei landschaftliche Einheiten gegliedert werden: die Küstenregion, bestehend aus einer flachen, sumpfigen Ebene die von der Atlantikküste etwa 80 km landeinwärts reicht, den tropischen Regenwald im hügeligen Landesinneren und das Hochland. An der nördlichen und östlichen Landesgrenze befinden sich mehrere Bergketten mit der höchsten Erhebung des Landes, dem Loma Mansa (1948 m). Von den zahlreichen kurzen Flussläufen sind der Große und der Kleine Scarcy, der Rokel, Jong, Sewa und Moa die wichtigsten. Die meisten Flüsse sind nur während der Regenzeit schiffbar.
Klima
Sierra Leone weist tropisches Klima mit Durchschnittstemperaturen von 26°C auf. Die jährlichen Niederschlagsmengen schwanken im Mittel zwischen 3810 mm an der Küste und 2030 mm im Landesinnern. Die Regenzeit dauert von Mai bis Oktober, die Trockenzeit, während der auch der als Harmattan bekannte Wind aus der Sahara auftreten kann, von November bis April.
Fauna/Flora
Im Norden Sierra Leones überwiegt Savannenvegetation, bestehend aus Gräsern und Büschen. Die dichten Wälder im Südosten beheimaten verschiedene Arten von Palmen, Mahagoni- und Teakbäumen. Hier leben Schimpansen und andere Affenarten, Stachelschweine, Krokodile und Flusspferde. Da der Bedarf an Nutz- und Brennholz in Sierra Leone zu starker Abholzung geführt hat, sind viele Tierarten vom Aussterben bedroht. Das Land verfügt nur über wenige Naturschutzgebiete, wie etwa den Kilimi National Park, der die größte Schimpansenpopulation Westafrikas aufweist.
Geschichte/Politik
Das heutige Sierra Leone war bis zum 15. Jahrhundert Bestandteil des Reiches Mali und wurde im Jahr 1462 vom Portugiesen Pedro da Cinta entdeckt, der dem Land auch seinen Namen gab. 300 Jahre später, gegen 1780, erwarben die Briten von den Stammesführern ein Gebiet in der Größe von etwa 250 km², das für die Ansiedlung afrikanischer Sklaven aus Großbritannien und den USA bestimmt war. Die 1791 gegründete Sierra-Leone-Kompanie verwaltete das Gebiet bis 1808, als es zu einem Gebiet der britischen Krone und schließlich 1896 zu britischen Protektorat wurde. 1924 wurden erste Parlamentswahlen abgehalten, 1953 wurde das Ministerialsystem eingeführt und 1954 Sir Milton Margai, Arzt und Anführer der Volkspartei Sierra Leones, zum führenden Minister und, nach der Unabhängigkeit des Landes am 27. April 1961, zum Premierminister ernannt.
Nach mehreren Militärrevolten in den Jahren 1967 und 1968 wurde eine Zivilregierung eingesetzt und 1971 die Republik ausgerufen. Syaka Stevens wurde zum ersten Präsidenten des Landes. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zwang eine schwere Wirtschaftskrise Stevens, sein Amt an Joseph Saidu Momoh zu übergeben, der die Lage jedoch auch nicht in den Griff bekommen konnte so dass heftige Konflikte entstanden, die bestehende Guerilla-Aktivitäten verschärften. Im April 1992 wurde Momoh seines Amtes enthoben und durch Valentine Strasser - mit 25 Jahren damals einer der jüngsten Präsidenten der Welt - ersetzt. 1995 erfassten die bewaffneten Konflikte das ganze Land, der Regierung gelang es nicht, die Rebellengruppen zu besiegen. Die Kampfhandlungen forderten geschätzte 100.000 Todesopfer und zwangen etwa zwei Millionen Menschen zur Flucht.
Bei den Wahlen von 1996 wurde Ahmed Tejan Kabbah zum Präsidenten gewählt, jedoch ein Jahr später, im Mai 1997, durch einen Militärputsch unter Führung von Hauptmann Johnny Paul Koroma gestürzt. Auf Druck der internationalen Gemeinschaft wurde Kabbah im März 1998 wieder in sein Amt eingesetzt. Im Jahr darauf unterzeichnete Kabbah mit der Regierung einen Friedensvertrag, der vorsah, dass ein UN-Friedenskorps ins Land kam. Der Präsident wurde 2002 wiedergewählt und setzte den Prozess der Entwaffnung und Wiedereingliederung der zivilen Kämpfer, von denen es 2004 noch 70.000 gab, fort.
Wirtschaft
Die Entwicklung der Wirtschaft Sierra Leones wurde durch den Bürgerkrieg, die instabile politische Situation im Land und die von den Vereinten Nationen verhängten Sanktionen stark eingeschränkt. Zwei Drittel der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Die Hauptanbaufrucht Sierra Leones ist Reis, von Bedeutung sind auch Maniok, Hirse, Mohrenhirse, Erdnüsse und Zucker. Landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Palmöl, Palmkerne, Kaffee, Kakao, Ingwer und Kolanüsse werden für den Export angepflanzt. Neben der Rinder-, Ziegen- und Schafzucht gewinnt die Fischereiindustrie zunehmend an Bedeutung. Schmuck- und Industriediamanten sind mit Abstand die bedeutendsten Mineralerzeugnisse, auch Bauxit und Rutil werden in Sierra Leone abgebaut und exportiert. Die industrielle Fertigung beschränkt sich hauptsächlich auf die Verarbeitung von Primärerzeugnissen wie Palmkernen, Palmöl und Reis. Leichtindustrien wie z.B. die Möbel-, Textil-, Zigaretten- und Zementherstellung wurden ausgebaut. 2003 lag die Inflationsrate durchschnittlich bei 7,4%.
Kultur
Die wichtigsten Feiertage in Sierra Leone sind der Unabhängigkeitstag am 27. April und der Revolutionstag am 29. April. Christliche Feiertage wie Weihnachten, Neujahr oder Ostern werden ebenso wie muslimische Festtage (z.B. der letzte Tag des Ramadan) begangen. In der Bergregion des Landes wird zur Feier des Neujahrstages eine Ziege oder eine Kuh geschlachtet und ein großes Fest gefeiert.