SOS-Kinderdorf Bo
Vor der Ebola-Epidemie im Jahr 2014 hatte die Rückkehr zur Normalität nach zehnjährigem Bürgerkrieg, in dem tausende Familien vertrieben wurden und zahlreiche Todesopfer zu beklagen waren, begonnen. Dennoch leben heute viele Kinder in Not und Elend.
Rückkehr zur Normalität ist ein langsamer und schmerzhafter Prozess
Der Bürgerkrieg in Sierra Leone hatte auch das SOS-Kinderdorf Bo schwer in Mitleidenschaft gezogen - es musste in den 1990er Jahren mehrfach evakuiert werden. Heute ist Bo mit geschätzten 234 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt von Sierra Leone und ein wichtiges Finanz-, Bildungs- und Handelszentrum des Landes.
Die Region leidet dennoch an hohen Armutsraten und zahlreichen sozialen Problemen. Die gesellschaftliche Wiedereingliederung früherer Rebellen stellt eine große Herausforderung dar - diese jungen Männer müssen nun neue Überlebensstrategien finden. Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sind nur begrenzt vorhanden; viele verrichten Gelegenheitsarbeiten oder fahren Motorrad-Taxen, auch wenn sie früher einen Beruf gelernt haben. Aufgrund ihrer Vergangenheit gelten sie häufig als gewalttätig oder aggressiv und haben einen niedrigen sozialen Status. Die niedrigen Löhne reichen meist nicht für die Versorgung ihrer Familien aus.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an Infrastruktur und Sozialleistungen. Im Jahr 2010 gab es landesweit nur 200 öffentlich beschäftigte Ärzte für die medizinische Betreuung der gesamten Bevölkerung. Dieser Mangel an Gesundheitsfürsorge machte es unmöglich, schnell auf die Ebola- Epidemie im Jahr 2014 zu reagieren. Während des Krieges hatten unzählige Kinder ihre Eltern verloren. Wegen des Ebola-Ausbruchs haben noch viel mehr Kinder ihre elterliche Fürsorge verloren. In Sierra Leone herrscht großer Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen und Unterstützung für notleidende Familien. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Geburten nicht registriert worden sind. Kinder ohne amtliche Papiere haben nur selten Zugang zum Bildungssystem und sind auch als Erwachsene vor viele Probleme gestellt.
Kinder und junge Menschen brauchen Hoffnung für die Zukunft
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Bo im Jahr 1983. Unsere Arbeit wurde im Laufe der Zeit an die Bedingungen vor Ort angepasst. Während des Bürgerkrieges stand die Soforthilfe im Vordergrund. Die Umgebung von Bo wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen; ganze Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht. Zahlreiche Binnenflüchtlinge waren bei ihrer Ankunft dringend auf Unterstützung angewiesen.
Unsere Arbeit in Bo
Betreuung in Familien: Kinder aus der Region, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, finden in SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Eltern fürsorglich betreut.
Bildung: Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde. Dadurch schließen sie Freundschaften und sind bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Etwa 550 SchülerInnen besuchen die Primär- und Sekundarstufen der SOS-Hermann-Gmeiner-Schulen in Bo. Die Schulen bieten darüber hinaus berufliche Ausbildungsgänge in den Bereichen Schneiderei, Textilien, Maschinenschreiben, Hauswirtschaft und Catering.
Unterstützung für jugendliche: Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Begleitet durch qualifizierte Fachkräfte können sie sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten und erhalten Unterstützung bei der Suche nach Arbeit oder einem Ausbildungsplatz.