SOS-Kinderdorf Kitwe
Weite Teile der Bevölkerung von Sambia haben bislang nicht von dem Wohlstand profitiert, den die Kupferminen ins Land gebracht haben. Zahlreiche Menschen haben keinen Zugang zur Grundversorgung. Die Zukunft tausender Kinder steht auf dem Spiel.
Leben auf der Straße mit Gewalt und Drogen verbunden
Das Township Kitwe liegt in der Provinz Copperbelt und zählt mit seinen rund 504 000 Einwohnern zu den am meisten entwickelten Städten des Landes. Kitwe ist ein wichtiges Handels- und Industriezentrum. Viele Menschen arbeiten in den Kupferminen westlich der Stadt, aber der Großteil der Bevölkerung hat bislang nicht vom Reichtum profitiert, den der Bergbau ins Land gebracht hat. Die Kupferpreise sind in jüngster Zeit gefallen, und die Privatisierung großer Teile der Kupferminen hat zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt. Die Armutsraten sind in der Region nach wie vor sehr hoch. Zahlreiche Kinder leben unter äußerst prekären Bedingungen.
Geschätzte 100 000 Kinder im Verwaltungsbezirk Kitwe sind vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht oder haben sie bereits verloren. Die meisten von ihnen wachsen in erdrückender Armut auf. In der Innenstadt von Kitwe ist die Not dieser Kinder besonders deutlich zu spüren. Zahlreiche Straßenkinder schließen sich auf der Suche nach einem Gefühl von Freundschaft und Zugehörigkeit in Banden zusammen. Viele schnüffeln Lösungsmittel, die Mädchen arbeiten häufig als Prostituierte. Die Kinder gehören verschiedenen Altersgruppen an - manche werden bereits auf der Straße geboren. Straßenkinder sind sozial ausgegrenzt und können sich nur schwer wieder in die Gesellschaft eingliedern, selbst wenn sie die Möglichkeit dazu erhalten.
Ländliche Armut treibt viele Menschen in die Stadt
Das Armutsniveau ist auf dem Land sehr hoch, aber wenn in guten Jahren genügend Regen fällt, haben die Menschen wenigstens genug zu essen. Dürren und Missernten führen jedoch zu Nahrungsmittelknappheit, da es keine ausreichenden Lagermöglichkeiten für Lebensmittel gibt. Die meisten Landwirte züchten ausschließlich Mais. Die mangelnde Anbaudiversifizierung führt besonders bei Kindern zu Mangelernährung. Während der Regenzeit sind die Straßen häufig überflutet, und die Bauern können nicht auf die umliegenden Märkte fahren, um ihre Waren zu verkaufen. Auch der Landbesitz bereitet vielen Menschen Probleme. Viele Farmer besitzen keine Eigentumsurkunde für das Land, das sie bewirtschaften. Daher leben sie in großer Unsicherheit und können jederzeit von ihrem Grund und Boden vertrieben werden.
In den ländlichen Gebieten herrscht großer Mangel an Grundversorgung. Viele Menschen müssen zu Kliniken oder Schulen weite Wege zurücklegen. Häufig können sich Eltern den weiten Schulweg ihrer Kinder nicht leisten. Familien, die an HIV/AIDS erkrankt sind, versinken meist in noch größere Armut, da die Kosten für Medikamente und ärztliche Betreuung extrem hoch sind.
Unsere Arbeit in Kitwe
Das SOS-Kinderdorf Kitwe wurde im Jahr 2004 eröffnet. In jüngster Zeit haben wir unser Familienstärkungsprogramm in der Region weiter ausgebaut, um so viele Menschen in Not wie möglich zu erreichen. Das SOS-Sozialzentrum in Kitwe sichert Kindern den Zugang zu Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung. In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen setzen wir uns für die Stärkung gemeindebasierter Unterstützungssysteme für notleidende Familien ein.
Im SOS-medizinischen Zentrum werden jedes Jahr rund 10 000 Patienten behandelt. Das Zentrum bietet eine ärztliche Grundversorgung, Krankheitsprävention und freiwillige Tests. HIV/AIDS-Infizierte erhalten Beratungen und Medikamente. Alle Angebote stehen der Gemeinde offen und richten sich an notleidende Menschen, die sich sonst keine Behandlung leisten könnten.
Bis zu 192 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 16 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten in Kitwe zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft und sind dadurch bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. In der SOS-Hermann-Gmeiner-Grundschule werden knapp 720 SchülerInnen aus der Region unterrichtet.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen und werden von qualifizierten Fachkräften beim Übergang ins Erwachsenenleben begleitet. Begleitet durch qualifizierte Fachkräfte lernen sie Verantwortung zu übernehmen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorzubereiten.