SOS-Kinderdorf Kayonza
SOS-Kinderdorf ist seit den späten 1970er Jahren in Ruanda tätig. Die Arbeit in Kayonza wurde im Jahr 2011 aufgenommen. Diese verarmte Gegend ist der vierte Standort im Land, an dem wir mit der Unterstützung für gefährdete Frauen und Kinder begonnen haben.
Die Landwirtschaft muss produktiver werden
Kayonza liegt in der Ostprovinz Ruandas etwa 80 km von Kigali entfernt nahe der Grenze zu Tansania. Die Provinz hat etwa 2,1 Millionen Einwohner, ihre Hauptstadt ist Rwamagana.
Über 90 Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Dennoch können sich die Menschen aufgrund der rauen klimatischen Bedingungen und dem Festhalten an traditionellen Anbaumethoden und Produkten häufig nicht ausreichend versorgen. Zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktivität sind beispielsweise Baumpflanzungen und Terrassierungen angelegt worden. Auch die ganzjährige Nahrungsmittelversorgung stellt ein Problem dar, gegen das man in jüngster Zeit mit besseren Verarbeitungs- und Lagermöglichkeiten vorzugehen versucht. In vielen Fällen führt die Nahrungsmittelknappheit in Kombination mit dem Mangel an Brennholz zum Kochen zu Versorgungsproblemen und zu Mangelernährung.
Kinder sind in dieser ländlichen Stadt ganz besonders gefährdet. Die Säuglings- und Müttersterblichkeitsraten sind hoch, da der Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung sehr begrenzt ist. Schätzungen zufolge sind 3,8 Prozent der Bevölkerung mit HIV/AIDS infiziert. Diese hohe Prävalenzrate führt dazu, dass viele Kinder die elterliche Fürsorge verlieren; kindergeführte
Haushalte sind daher keine Seltenheit. Kinder sind häufig zum Geldverdienen gezwungen. Um für ihre Familien zu sorgen, arbeiten sie beispielsweise in den illegalen Zinnsteinminen der Region unter äußerst gefährlichen Arbeitsbedingungen. Zahlreiche Kinder landen auf der Straße und suchen in Abfallgruben nach Essensresten. Sie müssen betteln, stehlen oder Gelegenheitsarbeiten verrichten, um irgendwie zu überleben. In dieser Region, in der das Bildungssystem nur unzureichend ausgestattet ist, brechen viele Kinder die Schule ab.
Familien sind dringend auf Unterstützung angewiesen
Angesichts der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Familien und Kinder in Kayonza ist die Arbeit von SOS-Kinderdorf in der Region von ganz besonderer Bedeutung. Die Bevölkerungszahlen sind in dieser Gegend gestiegen, und viele arme und gefährdete Menschen bekommen keine staatliche Unterstützung. Gemeinsam mit anderen Dienstleistern setzen wir uns dafür ein, Familien vor der Zerrüttung zu bewahren, damit Kinder in einer liebevollen Umgebung aufwachsen können. Darüber hinaus versuchen wir mit Angeboten frühkindlicher Bildung im Kindergarten und der Grundschule, den Kindern in der Region eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Unsere Arbeit in Kayonza
Wir evaluieren zurzeit, auf welche Art und Weise wir gefährdete Kinder und Familien in Ruanda am besten unterstützen können. Das sind unsere derzeitigen Aktivitäten, die wir im Laufe der nächsten Jahre fortführen wollen:
Familien stärken: SOS-Kinderdorf bietet der lokalen Bevölkerung ein ganzheitliches Angebot an Unterstützung. Das Familienstärkungsprogramm hilft Familien, deren Kinder von Vernachlässigung bedroht sind. In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden sorgen wir dafür, dass Kinder ausreichend Nahrung erhalten und ermöglichen den Zugang zum Gesundheits- und Bildungssystem. Weiterhin sind wir beim Ausbau der elterlichen Kompetenzen und der Einkommensförderung beratend tätig. Darüber hinaus stärken wir die Gemeinden, damit Familien in Not bei Bedarf eine Anlaufstelle haben. Es gibt eine eigene Beratungsstelle für Familien mit HIV/AIDS.
Betreuung in SOS-Familien: SOS-Kinderdorf bietet weiterhin die direkte Betreuung von Kindern in SOS-Kinderdorf-Familien an, zumindest solange, bis ein permanentes Zuhause für sie gefunden wird.
Bildung: Kleine Kinder können den SOS-Kindergarten besuchen, in dem bis zu 75 Kinder einen Platz finden. Das Angebot der Tagesbetreuung wird von den Eltern besonders geschätzt, die arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren. In der SOS-Hermann-Gmeiner-Schule können bis zu 210 Kinder in der Primärstufe unterrichtet werden.
Unterstützung für Jugendliche: Wir unterstützen junge Menschen, auf ihrem Weg in ein selbständiges Leben.