Länderinformation über Nigeria
Landschaft
Klima
Fauna/Flora
Geschichte/Politik
Wirtschaft
Kultur
Landschaft
Nigeria kann in vier geographische Regionen unterteilt werden: Entlang der Küste befindet sich ein Gürtel aus Sümpfen und Mangrovenwäldern mit zahlreichen Lagunen und Buchten. Der Norden des Landes ist durch den Einfluss des Harmattan, eines Wüstenwindes, trockener und umfasst Hochebenen und Savannen.
Die zentralen Ebenen des Landes sind ebenfalls von Savannen bedeckt, die tiefer gelegenen Regionen des Südens sind durch höhere Niederschläge und Regenwälder gekennzeichnet. Dieses Gebiet weist auch die höchste Bevölkerungsdichte auf. Im Osten liegt das Adamaua-Gebirgsmassiv, das an Kamerun grenzt.
Klima
Nigeria ist von heißem, aber dennoch je nach Region etwas unterschiedlichem Klima gekennzeichnet. Die Küstenregion ist von hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Niederschlagsmengen geprägt, im Landesinneren treten trockene und staubige Winde aus der Sahara auf, die Temperatur ist in dieser Region starken jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen, ebenso der Niederschlag, der hier in geringeren Mengen fällt als im Süden Nigerias.
Fauna/Flora
Nigerias Mangrovenwälder zählen flächenmäßig zu den drittgrößten weltweit, sind jedoch durch die intensive Erdölförderung stark in ihrer Existenz bedroht. Andere Lebensräume sind von Raffia-Palmen bewachsene Überschwemmungsgebiete, Sumpf- und Bergwälder. Die rasch wachsende Bevölkerung und der damit verbundene hohe Bedarf an Brennholz und Ackerland hat jedoch zur Abholzung von 70-80% der Waldflächen geführt.
Nigerias Tierwelt ist sehr artenreich, einige davon sind aber von der Ausrottung bedroht. Die Fauna umfasst unter anderem Schimpansen, Elefanten, Flusspferde und Gorillas. Aufgrund ihrer Unwegsamkeit offenbarten die Sumpfgebiete des Nigerdeltas erst in jüngerer Vergangenheit Forschern ihren Artenreichtum, zu dem verschiedene Affenarten, Fleckenhalsottern, Mungos, Zwergottern, Eichhörnchen, Antilopen, Elefanten, verschiedene Wassertiere, Vögel, Reptilien und Insekten zählen.
Geschichte/Politik
Als Erben der Zivilisation der Nok (500 bis 200 vor Christus) etablierten die Yoruba ab dem 9. Jahrhundert ein demokratisches, städtisches Verwaltungssystem und errichteten einen einflussreichen Bund von Stadtstaaten. Etwa im 15. Jahrhundert kam es zu ersten Kontakten mit portugiesischen Gewürzhändlern, die später auch Sklavenhandel betrieben.
Der florierende Sklavenhandel führte zu Konflikten zwischen Portugiesen und Briten, in deren Folge die Briten schließlich im 18. Jahrhundert die Oberhand über die Küstenregionen gewinnen konnten. Auch nach dem Verbot des Sklavenhandels zu Beginn des 19. Jahrhunderts drangen die Briten weiter in das Landesinnere vor und vereinigten die drei unterschiedlichen Kulturen der Haussa, Yoruba und Ibo unter einer Verwaltung. 1914 wurde das Gebiet britische Kolonie. Trotz der künstlich geschaffenen Einheit des Landes, strebten alle drei Volksgruppen besonders nach dem 2. Weltkrieg gemeinsam die Unabhängigkeit des Landes an.
Am 1. Oktober 1960 wurde schließlich die Unabhängigkeit innerhalb des Commonwealth of Nations verkündet, Nnamdi Azikiwe wurde zum Chef einer Koalitionsregierung ernannt, in der die wichtigsten Parteien des Nordens und Ostens vertreten waren. 1963 wurde die Bundesrepublik Nigeria ausgerufen und Azikiwe zum ersten Präsidenten des Landes ernannt.
Die Unabhängigkeit des Landes führte jedoch nicht zwangsläufig zur inneren Einheit unter den Völkern Nigerias. Das Land erlebte mehrere blutige Putschversuche des Militärs und ethnisch begründeten Chauvinismus, der 1967 schließlich zum Biafra-Krieg führte, da die Ibo einen unabhängigen Staat gründen wollten. 1970 wurde dem Krieg, der mehr als eine Million Opfer forderte, ein Ende gesetzt und Generalleutnant Yakubu Gowon zum Regierungschef ernannt.
Unter seiner Regierung erlebte das Land vier Jahre wirtschaftlichen Wachstums dank der Einkünfte aus dem Erdölexport und aus der Verstaatlichung verschiedener ausländischer Erdölunternehmen. Trotz des Versprechens, zu einer zivilen Regierung zurückzukehren, blieb die Vormachtstellung des Militärs bestehen; es kam wiederholt zu Staatsstreichen und ethnischen Konflikten. Die daraus resultierende politische Instabilität machte sich durch eine rasche Abfolge von Militärregierungen bemerkbar.
1999 wurde eine neue Verfassung erlassen und der friedliche Übergang zu einer zivilen Regierung vollzogen. Olusegun Obasanja, ein ehemaliger Militärangehöriger aus dem Volk der Yoruba, wurde zum Präsidenten gewählt und 2003 im Amt bestätigt. Im Mai 2004 brachen religiöse Konflikte aus, so dass im Plateau State, einem der Bundesstaaten Nigerias, der Ausnahmezustand verhängt wurde. Drei Monate später verschärften sich die Auseinandersetzungen und auch das Militär kam zum Einsatz. Inoffiziellen Angaben zufolge kamen etwa 500 Menschen ums Leben.
Wirtschaft
Obwohl Nigerias Wirtschaft über eine hohe Produktivität, Vielfältigkeit und Vitalität verfügt, ist sie doch hauptsächlich vom Erdölsektor abhängig, der 95% des Außenhandelseinkommens erwirtschaftet. Die Landwirtschaft, in der etwa 70% der erwerbstätigen Bevölkerung tätig sind, konnte mit der Bevölkerungsentwicklung nicht Schritt halten. Nigeria entwickelte sich von einem Nahrungsmittelexporteur zum Importeur.
Zu den Hauptanbauprodukten zählen Mais, Reis und Yams, Erdnüsse, Bananen, Baumwolle und Zuckerrohr. Im Norden überwiegt die Rinderzucht. Im Industriebereich sind unter anderen Kohle, Zinn, Kolumbit, Palmöl, Kautschuk, Holz, Textilien und Baumaterial von Bedeutung. Die Arbeitslosigkeit lag 2003 bei 28%, die Inflationsrate bei 12,9%.
Kultur
Die beeindruckendsten Feiern werden im Norden Nigerias zu Id el Fitr, am Ende des Fastenmonats Ramadan, veranstaltet. Von großer Bedeutung ist auch Id el Kabir 69 Tage darauf, im Gedenken an das Opfer Abrahams. Das Festival Katsina Durbar ist von allen Veranstaltungen zu Id el Kabir am spektakulärsten. Der Tag beginnt dabei mit Gebeten, darauf folgen Umzüge von Reitern in traditionellen Haussa- und Fulani-Trachten, führende Persönlichkeiten tragen spezielle Zeremoniengewänder. Der nigerianische Schriftsteller Akinwande Oluwole Soyinka war der erste Literaturnobelpreisträger Afrikas (1986). Zwei weitere bekannte nigerianische Autoren sind Chinua Achebe und Ben Okri.