SOS-Kinderdorf Fort Dauphin
Familien, die im Süden des Landes leben, leiden häufiger unter Armut, Unterernährung und einer mangelnden Grundversorgung. Kinder und junge Menschen brauchen besseren Schutz und Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung.
Das Leben im Süden von Madagaskar ist für viele Familien ein täglicher Kampf
SOS-Kinderdorf Fort Dauphin liegt in der Stadt Tolanaro (auch als Taolagnaro bekannt) im Südosten des Landes in der Region Anosy. Die Gegend ist relativ abgelegen und hat eine schlechte Infrastruktur; zahlreiche Gebiete sind nur schwer zugänglich.
Im Vergleich zu anderen Landesteilen ist der südliche Teil von Madagaskar besonders benachteiligt. Einigen Studien zufolge leben über 90 Prozent der Bevölkerung in Armut. Kinder, die in großen Haushalten in ländlichen Regionen aufwachsen, sind sehr häufig unternährt und haben keinen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung.
Familien in Anosy leben meistens vom Eigenanbau. Sie pflanzen Maniok, Reis oder Kassava an. Leider reicht die Ernte häufig nicht aus, um alle Familienmitglieder zu ernähren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Region häufig von Naturkatastrophen heimgesucht wird – Dürren, Überflutungen und Heuschreckenplagen –, die große Schäden anrichten oder manchmal sogar die gesamte Ernte vernichten. In jüngster Zeit haben die Schwere und Häufigkeit dieser Naturkatastrophen zugenommen.
Aufgrund der wirtschaftlichen Not und der Umweltbelastungen müssen Familien andere Möglichkeiten zur Einkommenserzeugung finden. Diese haben oft negative Folgen für Kinder, die unter Umständen die Schule abbrechen und arbeiten gehen müssen. Manche Kinder sind im Bergbau, der Fischerei, der Landwirtschaft oder als Hausangestellte beschäftigt. In touristisch attraktiven Regionen werden einige Kinder kommerziell sexuell ausgebeutet. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass Kinder von Menschenhändlern außer Landes gebracht werden.
Eine zunehmende Zahl von Kindern geht nicht zur Schule
In der Region Anosy besuchen über 60 Prozent aller Kinder keine Grundschule. Es ist besorgniserregend, dass diese Zahl in den letzten Jahren gestiegen ist. Neben der Notwendigkeit zum Arbeiten gibt es eine Reihe anderer Gründe für den Schulabbruch von Kindern. Vor allem in ländlichen Regionen haben es Kinder aufgrund der schlechten Infrastruktur schwer, zur Schule zu gelangen, und viele Eltern können sich die zusätzlichen Kosten für den Schulweg oder das Schulmaterial nicht leisten.
Unsere Arbeit in Fort Dauphin
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Fort Dauphin im Jahr 2014.
Betreuung von Kindern, die nicht bei ihren Familien leben können: Kindern aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, bieten SOS-Familien ein liebevolles Zuhause, in dem sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Eltern betreut werden.
Familien stärken: Im Süden Madagaskars bieten wir in mehreren Gemeinden sozialen, psychologischen und praktischen Beistand für Familien, um sie vor dem Zerfall zu bewahren. Darüber hinaus ermächtigen wir Eltern, damit sie ihre Rechte kennenlernen und ihre Kinder ausreichend beschützen und betreuen können. Dies betrifft insbesondere den Bereich der kommerziellen sexuellen Ausbeutung: wir sensibilisieren betroffene Eltern, damit gefährdete Kinder nicht mehr zu Opfern werden und helfen Familien, alternative Einkommensmöglichkeiten zu finden.
Unterstützung für junge Menschen: SOS-Kinderdorf leistet jungen Menschen weiterhin Unterstützung, während sie heranwachsen. Wir sorgen dafür, dass sie eine Bildung bzw. Ausbildung erhalten und bieten ihnen Unterkünfte, bis sie erwachsen werden. Die jungen Menschen leben in Wohngruppen zusammen und werden von einem SOS-Pädagogen betreut, der ihnen mit Beistand und Unterstützung zur Seite steht.
Medizinische Versorgung: Wir leisten medizinische Hilfe und informieren über Fragen der Gesundheit. Wir bieten Vorsorgeuntersuchungen für schwangere Mütter und Kleinkinder, Beratungen zur Familienplanung, organisieren Impfprogramme, Behandlungen und helfen bei Ernährungsfragen. Die meisten unserer Patient/innen stammen aus ortsansässigen Familien, die sich sonst keine ärztliche Behandlung leisten könnten.
Bildung: In Fort Dauphin können circa 180 Kinder den Kindergarten besuchen, der von SOS-Kinderdorf betrieben wird. Dort haben sie die Möglichkeit zu spielen, zu lernen und sich auf die Grundschule vorzubereiten. Junge Erwachsene können spezielle Lehrgänge über Meeresbiologie, Fischfang und Muschelzucht besuchen.