Länderinformation über Liberia
Landschaft
Klima
Fauna/Flora
Geschichte/Politik
Wirtschaft
Kultur
Landschaft
Die Küste Liberias erstreckt sich über 595 km. Sie wird von den Flussläufen des Mano im Nordwesten und des Cavalla im Osten begrenzt. Von einer schmalen Küstenebene steigt das Land in unregelmäßigen Stufen zu den Plateaus und weiter bis ins höher gelegene Landesinnere an, das im Süden von immergrünem Regenwald und im Norden von Laubwäldern bedeckt wird.
Die Küstenebene, zwischen 15 und 55 km breit, ist praktisch der einzige erschlossene Bereich. Die Berge im Landesinneren sind zwischen 900 und 1200 m hoch. Zahlreiche kleine Flüsse durchziehen das Land.
Klima
Das Klima in Liberia ist subäquatorial, mit Regenzeiten von Juni bis Juli und Oktober bis November. Der mittlere Jahresniederschlag liegt zwischen 1778 mm im Landesinneren und 5080 mm an der Küste. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 27,8°C.
Fauna/Flora
In Liberias ausgedehnten Tropenwäldern wachsen Mahagoni- und Kautschukbäume sowie verschiedene Palmenarten. An Wildtieren sind unter anderem Zwergflusspferde, Elefanten und Büffel anzutreffen. Die Abholzung des tropischen Regenwaldes stellt ebenso ein Problem dar wie die Bodenerosion und die Verschmutzung der Küstengewässer durch Ölrückstände und Abwässer. Eine Folge davon ist die immer geringer werdende Artenvielfalt.
Geschichte/Politik
Liberia wurde von 16 verschiedenen Bevölkerungsgruppen besiedelt und verdankt seine Entstehung dem amerikanischen Kolonisationsverein, der 1816 in den USA gegründet wurde, um freigelassene amerikanische Sklaven wieder in Afrika anzusiedeln. Zu diesem Zweck wurde 1821 ein Teil der britischen Kolonie Sierra Leone erworben. Das Projekt scheiterte jedoch kläglich, da nur etwa 20.000 befreite Sklaven nach Afrika zurückkehrten, der Rest blieb in den Vereinigten Staaten.
1822 ließen sich die ersten Heimkehrer in der Nähe der heutigen Hauptstadt Monrovia nieder. Von Anfang an kam es zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung, die die europäische Lebensweise und Sprache der Neuankömmlinge ablehnte. Trotz aller Widrigkeiten wurden in den folgenden Jahren entlang der Küste mehrere Siedlungen gegründet, wobei die heimgekehrten Sklaven die fruchtbarsten Gebiete für sich in Anspruch nahmen.
Liberia wurde im Juli 1847 unabhängige Republik. Die Wirtschaft Liberias stützte sich seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts auf die Ausbeutung von Rohstoffen durch multinationale Unternehmen aus den USA, die ihre Bedeutung bis in die 60er Jahre, als neue Minerallagerstätten gefunden wurden, weiter ausbauen konnten.
1979 löste der Anstieg der Preise für Reis Unruhen aus, die ein Jahr später in einem Putsch durch Hauptfeldwebel Samuel K. Doe gegen Präsident William R. Tolbert Jr. mündeten. Der Präsident wurde in Zuge des Putsches erschossen. Doe verbot die Oppositionsparteien und erklärte sich zum Sieger der Präsidentschaftswahlen von 1985.
Die Wirtschaftskrise Ende der 80er Jahre führte zur Erhebung regierungskritischer Rebellen und die Patriotische Nationale Front Liberias (NPLF) unter der Führung von Charles Taylor erlangte die Kontrolle über mehrere Gebiete des Landes. Nachfolgende Zusammenstöße und die Aufsplitterung der Opposition stürzten das Land in einen jahrelangen, blutigen Bürgerkrieg, in dessen Verlauf Doe erschossen wurde.
Die wirtschaftliche Lage des Landes verschlechterte sich zusehends weiter, extreme Nahrungsmittelknappheit führte zur Unterernährung von 60% der Kinder in den von Rebellen kontrollierten Gebieten, tödliche Krankheiten forderten zusätzliche Opfer. Bis 1993 sollen nach Schätzungen mehr als eine Million Menschen das Land verlassen haben, mehrere Vermittlungsversuche scheiterten.
Im September 1996 erlangte mit Ruth Perry an der Spitze der Übergangsregierung erstmals eine Frau die Kontrolle im Staat. Bei den Präsidentenwahlen vom Juli 1997 konnte sich der Führer der NPLF, Charles Taylor, durchsetzen, dessen Beziehung zur Opposition zu einem bewaffneten Konflikt mit den Rebellen "Liberians United for Reconciliation and Democracy" (LURD) führte. 2003 trat Taylor zurück und verließ das Land, woraufhin Gyude Bryant zum Übergangspräsidenten ernannt wurde. Im Laufe des Jahres 2004 wurden nicht nur die bewaffneten Streitkräfte demobilisiert und die Zivilbevölkerung entwaffnet, sondern auch die Rückkehr tausender Flüchtlinge nach Liberia unterstützt. Die Präsidentenwahlen von 2005 gewann Ellen Johnson-Sirleaf, die damit das erste demokratisch gewählte weibliche Staatsoberhaupt Afrikas wurde.
Wirtschaft
Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges 1989 war die Landwirtschaft Liberias bedeutendster Wirtschaftszweig, Mineralien und Holz stellen die wichtigsten Rohstoffe für den Export dar. Liberia bestärkte ausländische Investoren, den Abbau der reichen Rohstoffvorkommen, hauptsächlich Kautschuk, Eisenerz und Holz, voranzutreiben.
Die riesige Kautschukplantage Harbel, die der amerikanischen Gesellschaft Firestone gehörte, war Mitte der 80er Jahre nach dem Staat der größte Arbeitgeber des Landes. Mehr als 65% der Arbeitskräfte waren in der Subsistenzlandwirtschaft, in der Fischerei und in der Forstwirtschaft beschäftigt. In Liberia gab es nur wenig verarbeitende Industrie, Nahrungsmittel, Baumaterial und Konsumgüter wurden in lediglich geringem Umfang produziert.
Der Bürgerkrieg führte zu einem Zusammenbruch der liberianischen Infrastruktur, so dass nur wenige Arbeitsplätze und geringe Mittel für die Wiedereingliederung der zurückgekehrten Flüchtlinge zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosigkeit lag 2003 bei 85%, die Inflationsrate bei 15%.
Kultur
Liberia ist die älteste unabhängige Republik des afrikanischen Kontinents. Die Hauptstadt Monrovia wurde nach dem amerikanischen Präsidenten James Monroe benannt, der sich für die Rückkehr der befreiten Sklaven einsetzte.
Für Kinder zwischen 6 und 16 Jahren besteht Schulpflicht, doch obwohl der Besuch der Schule kostenlos ist, erlaubt es das mangelnde Bildungsangebot dem Großteil der Bevölkerung kaum, tatsächlich eine Schule zu besuchen.
In Monrovia gibt es eine Universität, jedoch können nur 38% der Einwohner Liberias lesen und schreiben. In Liberia konnten sich die einzelnen Bevölkerungsgruppen ihre musikalische Tradition bewahren. So werden z. B. bei den Vai die traditionellen Sitten und Gebräuche den Jugendlichen in geheimen Treffen vermittelt; Gesänge und Tänze stellen den wichtigsten Teil der Rituale dar. Wie auch in anderen Ländern Westafrikas bestehen die Lieder aus Rufen und Antworten und werden von einer Trommel begleitet.