SOS-Kinderdorf Eldoret
Der Großteil der Bevölkerung der kenianischen Provinz Rift Valley arbeitet in der Landwirtschaft. Das Leben der Subsistenzbauern ist meist sehr hart. Familien sind bei der Ernährung, Bildung und Gesundheitsversorgung ihrer Kinder auf Unterstützung angewiesen.
Landbesitz in einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft von großer Bedeutung
Eldoret hat knapp 200 000 Einwohner. Die Stadt erstreckt sich im Westen Kenias auf einer Höhe von 2100 bis 2700 Metern über dem Meeresspiegel im Hochland nahe der Grenze zu Uganda. Eldoret gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten Kenias. Die Wirtschaft basiert hauptsächlich auf dem Dienstleistungssektor und dem produzierenden Gewerbe, darunter der Herstellung von Textilien.
Die meisten Bewohner der umliegenden Provinz Rift Valley arbeiten in der Landwirtschaft; hauptsächlich werden Nutzpflanzen wie Tea, Kaffee und Weizen angebaut. Daneben gibt es einige kleine Mischbetriebe. Durch häufig wiederkehrende Dürren, Landverödung und Bodenerosion ist die Existenzgrundlage zahlreicher Kleinbauern gefährdet. Kinder leiden am meisten an der Ernährungsunsicherheit: 35 Prozent der Kinder von Rift Valley sind als direkte Folge der Unterernährung kleinwüchsig (im Durchschnitt zu klein für ihr Alter).
Die gesetzlichen Regelungen für Landbesitz sind in Kenia seit der Kolonialzeit äußerst umstritten. Heute sind Frauen besonders benachteiligt, da sie meist sämtliche Landrechte verlieren, wenn sie sich scheiden lassen, trennen oder zu Witwen werden. Der Wohlstand ist extrem ungleich verteilt. Derzeit rangiert Kenia auf Platz 143 – im letzten Viertel – des Human Development Index, der die Gesundheits-, Bildungs- und Einkommenssituation eines Landes bewertet.
Ungleichheit und Mangel an Bildung führen zu sozialen Spannungen
Die Welle der Gewalt nach den Wahlen von 2007/2008 in Kenia war auch in Eldoret zu spüren, als ethnische Übergriffe auf das Volk der Kikuyu zahlreiche Todesopfer forderten. Die Gewalt dauerte in der Provinz Rift Valley mehrere Monate an. Auch heute noch gibt es Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Volksgruppen.
Die im Jahr 2003 eingeführte Politik der kostenlosen Grundschulbildung führte in Kenia zu einer deutlichen Verbesserung der Einschulungsraten. Viele befürchten jedoch, dass dadurch die Qualität des Unterrichts aufgrund der Klassengrößen und der Überlastung des ohnehin schlechtbezahlten Lehrpersonals gelitten hat. Auch der schlechte Zustand vieler Schulgebäude bereitet vor allem während der Regenzeit Probleme. Kinder aus armen ländlichen Familien müssen lange Entfernungen zur Schule in Kauf nehmen und bekommen häufig kein Essen mit auf den Weg. Viele SchülerInnen hungern den ganzen Tag, was nicht nur negative Folgen für ihre Gesundheit hat, sondern auch ihr Konzentrationsvermögen beeinträchtigt. Die Einschulungsrate in weiterführenden Schulen ist besonders auf dem Land sehr niedrig.
Unsere Arbeit in Eldoret
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Eldoret im Jahr 1990. Unser Sozialzentrum leitet ein Familienstärkungsprogramm, um die Not der Gemeinde zu lindern, Familien vor Zerrüttung und Kinder vor dem Verlust der elterlichen Fürsorge zu bewahren. Das Sozialzentrum versorgt Familien mit Nahrung, Kleidung und Unterkunft und sorgt dafür, dass ihre Kinder zur Schule gehen und dem Unterricht folgen können. Das SOS-Sozialzentrum bietet darüber hinaus medizinische Versorgung, Beratungen und psychologischen Beistand sowie Hilfe für Familien, die an HIV/AIDS leiden. Bis zu 120 Kinder aus der Region, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, finden in 15 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.
Der SOS-Kindergarten steht sowohl Kindern aus dem Kinderdorf als auch aus der Gemeinde offen. Dadurch sind die Kinder aus den SOS-Familien bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Später besuchen sie die SOS-Hermann-Gmeiner-Schule in Eldoret, in der SchülerInnen aus dem Kinderdorf und der Gemeinde unterrichtet werden.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte können sie ihre Zukunft planen, Verantwortung zu übernehmen lernen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten.