Länderinformation über Algerien
Landschaft
Klima
Fauna/Flora
Geschichte/Politik
Wirtschaft
Kultur
Landschaft
Geographisch lässt sich Algerien in vier Gebiete gliedern, die sich parallel von Ost nach West verlaufend über das Land verteilen. Im Norden liegt die Tellregion, die sich entlang der Mittelmeerküste zwischen 80 und 190 km weit ins Landesinnere hinein erstreckt. Die Region besteht aus einer schmalen und unregelmäßigen Küste, gefolgt von den Bergen des Tellatlas.
Die zahlreichen Täler dieses Gebiets sind das ackerbauliche Zentrum Algeriens. Hier befindet sich auch der längste Fluss Algeriens, der Chélif, mit 725 km Länge. Er entspringt im Tellatlas und mündet ins Mittelmeer. Die sich Richtung Süden und Südwesten anschließende Region wird als Hochland der Schotts bezeichnet, eine Hochebene mit mehreren Salztonebenen.
In den Becken der Hochebene sammelt sich in der Regenperiode Wasser und bildet große, seichte Seen; die in der Trockenperiode verdunsten und salzhaltigen Ton zurücklassen, der beim Abtrocknen in großen, kantigen Schollen aufreißt. Südlich des Hochlandes der Schotts liegt das Massiv des Saharaatlas. Daran schließt sich nach Süden hin die vierte und bei weitem größte Region an, die algerische Sahara, die über 90% des Landes bedeckt. Ein Großteil der Sahararegion ist von weiten Kiesebenen bedeckt.
Klima
Die Tellregion im Norden des Landes verfügt über typisch mediterranes Klima mit warmen trockenen Sommern und milden regnerischen Wintern. Der Norden ist auch das Gebiet mit den höchsten Niederschlagsmengen (400 bis 1000 mm im Jahr). Die durchschnittlichen Temperaturen liegen hier zwischen 25°C im Sommer und 11°C im Winter.
Im Sommer tritt hier häufig ein sehr heißer, trockener Wind auf, der Schirokko, arabisch als Chehili bekannt; er kommt aus der Sahara und weht zum Mittelmeer hin. Nach Süden zu wird das Klima zunehmend heißer und trockener.
Fauna/Flora
In der Küstenregion und in den unteren Bereichen des Tellatlas herrscht mediterrane Vegetation vor. Wälder fehlen aufgrund jahrhundertelanger Abholzung und Beweidung weitgehend und sind heute durch immergrüne Strauchvegetation ersetzt. Nur in den Berglagen des Tell- und Saharaatlas sind noch Wälder in nennenswertem Ausmaß zu finden, vor allem Kiefer, Atlas-Zeder und Korkeiche. Die Pflanzenwelt der Sahara ist großteils auf die Gebiete mit einer einigermaßen guten Wasserversorgung konzentriert.
Die spärliche Vegetation des Landes bedingt, dass vor allem im Süden nur eine geringe Anzahl von Tieren vorkommt, die allerdings hochspezialisiert und an das Wüstenleben angepasst sind. Antilopen, Hasen, Gazellen, Wüstenfüchse, verschiedene Reptilienarten und Kleinsäuger wie die Wüstenspringmaus sind in geringerer Zahl vertreten, daneben gibt es Geier, Flughühner und verschiedene Singvögel.
Geschichte/Politik
Der Stamm der Berber konnte bereits im 8. Jh. seine eigene islamische Regierung etablieren und gründete mehrere Königreiche. Zwischen dem 11. und 13. Jh. erlebte Algerien unter den zwei bedeutendsten Berberdynastien, den Almoraviden und den Almohaden, eine Blütezeit. Im 16. Jh. erklärten die Osmanen Algerien zu einer autonomen Provinz unter ihrer Herrschaft.
Frankreich annektierte Algerien im Jahre 1834, stieß aber bei den von den Türken bisher unbehelligt gebliebenen Berberstämmen auf Widerstand. Um 1840 strömten Siedler ins Land und bauten eine moderne Wirtschaft auf. Nach dem 1. Weltkrieg begann sich der algerische Nationalismus zu entwickeln und während des 2. Weltkrieges organisierten algerische Anführer eine militante anti-französische Partei.
1954 gründeten im Exil lebende Algerier ein revolutionäres Komitee, das später als Nationale Befreiungsfront FLN bekannt wurde. Die FLN begann mit einem bewaffneten Kampf, der jedoch von den Franzosen eingedämmt werden konnte. 1962 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, und Algerien erklärte seine Unabhängigkeit. Die Kosten des Krieges und die Massenflucht der Kolonisten, unter denen sich viele Fachkräfte befanden, führten zu wirtschaftlichen Problemen.
1962 wurde Ahmed Ben Bella zum ersten Präsidenten des unabhängigen Algerien gewählt, die erste Verfassung von 1963 legte eine Präsidialregierung fest. Mitte 1965 übernahm Boumedienne, damals Verteidigungsminister, in einem Regierungsputsch die Staatsgewalt und die Machtverhältnisse verschoben sich zu Gunsten der Armee.
Die Verfassung von 1976 definierte Algerien als einen sozialistischen Staat unter Führung der FLN, und Boumedienne wurde legal zum Präsidenten gewählt. Als er 1978 starb, wurde Oberst Chadli Benjedid zu seinem Nachfolger. Benjedid führte die Politik seines Vorgängers fort, lockerte aber einige der strengen Kontrollen Boumediennes.
1992 zwang eine Gruppe militärischer und politischer Funktionäre Benjedid, von seinem Amt zurückzutreten. Sie erklärten die Wahlen für ungültig, riefen den Ausnahmezustand aus, lösten das Parlament auf und setzten den Hohen Staatsrat mit Mohammed Boudiaff als Präsidenten ein. Diese Vorgangsweise führte zu einem internen Konflikt zwischen Regierungs- und Sicherheitskräften einerseits und islamischen Extremisten andererseits.
Nach Boudiaffs Ermordung 1992 folgten mehrere Jahre gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen Übergangsregierung und Fundamentalisten. 1995 ging Zeroual in der ersten Mehrparteienwahl seit der Unabhängigkeit als Sieger hervor. In einem Referendum stimmte die Bevölkerung 1996 einer Verfassungsänderung zu. Nach dem Rücktritt Zerouals wurde 1999 Abdelaziz Bouteflika algerischer Staatspräsident. 2004 wurde er im Amt bestätigt.
Wirtschaft
Algerien ist aufgrund seiner bedeutenden Rohstoffvorkommen eines der reichsten Länder Afrikas. Die Landwirtschaft spielt in der algerischen Wirtschaft eine zwar abnehmende, aber immer noch bedeutende Rolle.
Dagegen hat der Dienstleistungssektor in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen; hier sind mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen beschäftigt. Der Rohstoffabbau macht jedoch den größten Teil des Bruttosozialprodukts aus. Seit dem Ende der sechziger Jahre führt die Regierung Industrialisierungsprogramme und Agrarreformen durch. Die Arbeitslosigkeit lag 2003 bei 28,4%, die Inflationsrate bei 2,6%.
Kultur
Noch bis in die 2. Hälfte des 20. Jh. war das kulturelle Leben Algeriens durchwegs französisch geprägt. Doch schon vor der Unabhängigkeit gab es unter algerischen Künstlern und Intellektuellen eine Bewegung zur Wiederbelebung der arabisch-berberischen Interessen, die seit 1962 auch von staatlicher Seite unterstützt wurde.
Obwohl arabisch-algerische Schriften von den Franzosen in den fünfziger Jahren unterdrückt wurden, belebte der Unabhängigkeitskrieg das Interesse an einheimischer arabischer Literatur. Bekannte algerische Schriftsteller des 20. Jh. sind Kateb Yacine, Mohammad Dib und Malek Haddad, die ihre Werke überwiegend auf Französisch verfassten. Der große französische Schriftsteller Albert Camus wurde in Algerien geboren und ausgebildet.