Länderinformation über Äthiopien
Landschaft
Klima
Fauna/Flora
Geschichte/Politik
Wirtschaft
Kultur
Landschaft
Äthiopien ist das höchstgelegene Land des tropischen Afrika. 50% seiner Fläche liegen über 1200 m, weitere 25% des Landes sogar über 1800 m. Das Landesinnere wird vom Äthiopischen Hochland bestimmt, das von Nordost nach Südwest von einem Teil des Ostafrikanischen Grabensystems durchzogen wird, wo es einige junge Vulkane, aber keine Flüsse gibt. Höchster Berg des Landes ist mit 4620 m der Ras Dashan, der wie der aus dem Blauen Nil entspringende Tanasee im Norden des Landes liegt.
Die nordöstlichen Ränder des Plateaus sind durch schroffe Steilhänge gekennzeichnet, die 1220 m oder mehr zu den Ebenen und zur Danakilwüste abfallen. Entlang des weniger hohen westlichen Plateaurandes geht das Hochland langsam in die Wüsten des Sudan über. An den südlichen und südwestlichen Rändern fällt das Hochland zum Turkanasee (früher Rudolfsee) im benachbarten Kenia ab. Seit der Abspaltung Eritreas 1993 hat Äthiopien keinen direkten Zugang zur Küste mehr.
Klima
Das Klima Äthiopiens wird in erster Linie durch die Höhenlage bestimmt. Die jährlichen Niederschläge weisen im niedrigeren Süden höhere Werte auf als im hochgelegenen Norden und Osten des Hochlandes. Der meiste Regen fällt zwischen Mitte Juni und September; danach folgt eine Trockenperiode, die aber im Februar und im März wieder von einer kurzen Regenperiode unterbrochen sein kann.
In der tropisch heißen Zone, die unterhalb von 1800 m liegt, herrscht eine Jahrestemperatur von etwa 27°C. Die warmgemäßigte Zone, zu welcher der größte Teil der Hochebene gehört und die zwischen 1800 und 2500 m über dem Meeresspiegel liegt, hat eine durchschnittliche Jahrestemperatur von etwa 22°C.
Fauna/Flora
Die Vegetation spiegelt die starken Höhenunterschiede wider: die flachen Gebiete der tropischen Zone sind spärlich mit Wüstensträuchern, Dornbüschen und rauen Savannengräsern bewachsen, die Täler und Schluchten sind mit üppiger Vegetation bedeckt, die gemäßigte Zone ist überwiegend von Grasland gekennzeichnet. Auf den höchsten Hanglagen des baumarmen Höhengraslandes ist alpine Vegetation anzutreffen, die ab 3900 m in Felswüste übergeht.
Die größeren Arten afrikanischer Wildtiere sind auch in den meisten Teilen Äthiopiens beheimatet: Giraffen, Leoparden, Nilpferde, Löwen, Elefanten, Antilopen, Nashörner, Luchse, Schakale, Hyänen und zahlreiche Affenarten. Die einst vielfältige Tier- und Pflanzenwelt ist jedoch durch den Menschen bereits stark dezimiert worden.
Geschichte/Politik
Fossile Funde menschlicher Überreste weisen darauf hin, dass die Wüstengebiete Äthiopiens schon vor fast sechs Millionen Jahren besiedelt waren. Im 2. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Semiten das Königreich von Aksum, das von der Dynastie der Solomoniden regiert wurde, die ihre Herkunft direkt vom biblischen König Salomon und der Königin von Saba ableiteten.
Der Übertritt der herrschenden Schicht zum christlichen Glauben im 4. Jahrhundert führte zum Verlust der Handelsbeziehungen zu den islamischen Königreichen Arabiens und Indiens. Dieser Umstand sowie interne Schwierigkeiten, die ebenfalls als Folge der Einschränkung der Handelsbeziehungen zu sehen sind, bedingten die Entstehung eines Feudalsystems europäischen Gepräges.
Die Aufsplitterung des Landes ermöglichte es Italien 1906, das Gebiet des heutigen Eritrea und der südlichen Küstenregion Somalias im Tausch gegen Handelsvorteile für Abessinien unter seine Kontrolle zu bringen. 1936 nützte Mussolini interne Machtkämpfe und besetzte das Land bis 1941.
Nach Mussolinis Sturz erhielt Großbritannien die Kontrolle über das Land. 1948 erlangte Äthiopien die Unabhängigkeit und 1962 annektierte Kaiser Haile Selassie Eritrea und löste damit einen mehrere Jahrzehnte andauernden Krieg aus. 1974 wurde Haile Selassie durch einen Militärputsch gestürzt und die Monarchie abgeschafft. 1977 kam Mengistu Haile Mariam an die Macht.
1986 brach ein Bürgerkrieg aus, der zur Flucht des Präsidenten im Jahre 1991 und zur Anerkennung der Unabhängigkeit Eritreas 1993 führte. Im August 1995 ernannte das Parlament Negasso Gidada zum Präsidenten und mit großem Bedacht wurden die 17 Mitglieder der Regierung unter Berücksichtigung des Gleichgewichts unter den zahlreichen ethnischen Gruppen des Landes ausgewählt. Bereits 1998 kam es wieder zu Grenzstreitigkeiten zwischen Äthiopien und Eritrea, die 1999 zum Krieg führten. Eine Friedensmission der Vereinten Nationen konnte 2000 eine Waffenruhe aushandeln, wenig später unterzeichneten die beiden Länder einen Friedensvertrag. Im Oktober 2001 wurde Girma Wolde Giorgise zum Präsidenten ernannt.
Die Friedensmission der UNO dauerte bis 2003, so dass der Internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag 2002 die 1000 km lange Grenze zwischen Äthiopien und Eritrea genau festlegen konnte. 2004 trat der Friedensprozess jedoch in den Hintergrund. Aufgrund der großen Trockenheit kam es zu Hungersnöten, so dass die äthiopische Regierung im Frühjahr 2005 wieder internationale Hilfe erbitten musste.
Wirtschaft
Äthiopien gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast die Hälfte des gesamten Bruttoinlandsprodukts wird im Bereich der Landwirtschaft erarbeitet. In diesem Sektor sind etwa drei Viertel aller Erwerbstätigen beschäftigt. Die Mehrheit der Äthiopier betreibt Subsistenzwirtschaft. Etwa 13% der gesamten Landesfläche werden als Ackerland genutzt. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Gerste, Mais, Sorghum (Süßhirse) und Zuckerrohr. Außerdem werden Rinder, Schafe und Ziegen gehalten.
Zu den wichtigsten Exporterzeugnissen zählen Kaffee und Tierhäute. Die Produktivität des Agrarsektors wird durch häufig wiederkehrende Dürreperioden eingeschränkt. Der Industriesektor ist stark abhängig von Investitionen aus dem Agrarbereich. Mehr als 90% der industriellen Großbetriebe, aber weniger als 10% der landwirtschaftlichen Betriebe befinden sich in der Hand des Staates.
Die Regierung zieht in Erwägung, einen Teil der industriellen Staatsbetriebe zu verkaufen und arbeitet an der Durchführung von Reformmaßnahmen, die eine graduelle Liberalisierung der Wirtschaft herbeiführen sollen. 2003 lag die Inflationsrate bei 14,6%.
Kultur
Äthiopien kann auf eine vielfältige literarische Tradition zurückblicken; dazu zählen auch eine Reihe von Übersetzungen aus dem Altgriechischen, dem Arabischen und anderen Sprachen in die Kirchensprache Geez und in die moderne amharische Sprache. Die meisten dieser Schriften hatten einen religiösen oder mythologischen Charakter, während sich die weltliche Literatur hauptsächlich mit historischen Themen auseinandersetzte.
Es gibt zahlreiche Beispiele von Kirchenkunst und -architektur, wie die Felsenkirchen von Lalibäla oder die Kirchen und Klöster des Tanasees. Kirchengebäude und Fresken zeigen meist byzantinische und koptische Einflüsse. Die Stelen von Aksum und die Schlossanlagen von Gonder sind weitere äthiopische Sehenswürdigkeiten.