Kultur und Beziehung (2008 bis 2013)
Die Auseinandersetzung mit Kultur im Sinne von Herkunft ist medial und politisch zunehmend präsent. Die sozialwissenschaftliche Forschung lieferte in den letzten Jahrzehnten gesicherte Ergebnisse, die verdeutlichen, dass der kulturelle Hintergrund eines Menschen sein (Alltags-)Leben wesentlich beeinflusst.
Kinder und Jugendliche im (Identitäts-)Entwicklungsprozess sind davon besonders betroffen und fremd untergebrachte Kinder und Jugendliche im Speziellen: Sie müssen nicht nur ihre Herkunftsfamilie, sondern zum Teil auch ihre Herkunftskultur verlassen.
Beziehung zieht sich durch das ganze Leben und lenkt entscheidend die Alltagshandlungen: Wir können nicht nicht in Beziehung sein. Beziehungsarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil pädagogischer Prozesse und trifft daher den Kern der Arbeit von SOS-Kinderdorf. Wir wissen zwar, dass sich kulturelle Herkunft auf den Entwicklungsprozess auswirkt, die Wechselwirkung zwischen Herkunft und Beziehung ist bislang jedoch kaum erforscht.
Beispiele dafür
- BIWAK-Projekt
Das Sozialpädagogische Institut startete „Kultur und Beziehung“ mit dem Einstiegsprojekt im „Biwak“ (BIWAK) , der Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von SOS-Kinderdorf in Tirol. Zunächst wurde in zwei Jugendwohngemeinschaften eine Pilotstudie durchgeführt, um Fragestellungen einzugrenzen. Dann folgte, unter Mitarbeit von Wolfgang Hagleitner und Simon Kindl, eine Online-Befragung von Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren in stationären Angeboten von SOS-Kinderdorf. Abschließend kam es zu einer Zusammenarbeit mit Dr.in Margret Steixner von Intercultural Perspectives (www.intercultural-perspectives.com).
Dabei wurden mit Jugendlichen qualitative Einzel- und Gruppeninterviews geführt, wobei es um Fragen nach Rollenbilder, Identität etc. ging. Die Kombination von Fragebogen und Interviews erschien ideal um
* den Migrationshintergrund der Jugendlichen zu erheben und Tendenzen, welche die ganze Gruppe der 14 bis 18 Jährigen bei SOS-Kinderdorf betreffen, wiedergeben zu können.
* bei manchen Fragestellungen mehr in die Tiefe gehen, noch Offenes aus der Online-Befragung abklären und gegebenenfalls aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können.
Der Endbericht steht hier als Download zur Verfügung.
- Praxisworkshops
Um die Ergebnisse von „Kultur und Beziehung“ der Praxis näher zu bringen und sie mit den PraktikerInnen in den Angeboten von SOS-Kinderdorf diskutieren zu können, wurden Praxisworkshops abgehalten. Bislang fanden Workshops in der Hinterbrühl, in Altmünster und in Moosburg statt.
Weitere sollen folgen.
- Tagung „Unsichtbares sichtbar machen“
Im Rahmen von „Kultur und Beziehung“ ist in Kooperation des Sozialpädagogischen Instituts mit der Caritas Tirol, Ankyra/DiakonieFlüchtlingsdienst, PsychTRANSkultAG Tirol und der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Innsbruck die Tagung „Unsichtbares sichtbar machen“ entstanden. Sie fand am 13. April 2013 in Haus der Begegnung in Innsbruck statt.
zur Tagungsseite
Tagungsdokumentationsband:
Berger Armin/Zoller-Mathies Susi (Hrsg.):
Unsichtbares sichtbar machen. Identitätsfindung und Fremd-(Bestimmt)-Sein von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte
Download
- Weitere Berichte und Artikel
Zoller-Mathies Susi/ Steixner Margret: „Die Bedeutung von Familie für fremduntergebrachte Jugendliche mit Migrationsgeschichte bei SOS-Kinderdorf Österreich“, in: „beziehungsweise“ Oktober 2012 Download
Zoller-Mathies Susi/Steixner Margret: „Kultur und Beziehung“ in Fremdunterbringung; in: soziales_kapital (www.soziales-kapital.at), 7. Ausgabe, 2011
Zoller-Mathies Susi: „Kultur und Beziehung. ‚ ...wegen der verschiedenen Kulturen kommt vieles nicht an...’“ ; in: beziehungsweise, Juni 2009, S. 4-5 Download
Zoller-Mathies Susi: „Kulturelle Herkunft und Beziehung. Einstiegsprojekt im ‚Biwak’ – ‚Zwischen Bettelwurf und Nowshak’“ . SPI-Schriften, Innsbruck, 2009 Download
Kontakt und Information:
Forschung und Entwicklung
Fachbereich Pädagogik / SOS-Kinderdorf
Stafflerstraße 10a, 6020 Innsbruck
Sekretariat Forschung & Entwicklung
Tel.: 0512/5918-410
forschung-und-entwicklung@sos-kinderdorf.at
Foto: Clearing-house in Salzburg