Umgang mit Grenzüberschreitungen in der Vergangenheit
Seit der Gründung im Jahr 1949 bedeutete SOS-Kinderdorf für Tausende Kinder und junge Menschen in Österreich und für Zigtausende in aller Welt eine positive Veränderung und Entwicklung ihres Lebens: Sie konnten im Schutz und in der Geborgenheit einer familiären Umgebung aufwachsen und wurden auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden verlässlich und liebevoll begleitet.
Es gab im Laufe der Jahrzehnte aber auch Kinder und Jugendliche, die im SOS-Kinderdorf negative Erfahrungen erlebt haben. Deren persönliche Erfahrungen von Leid, Unrecht oder Gewalt sind ebenfalls Teil der Geschichte von SOS-Kinderdorf. Die Aufarbeitung der Vergangenheit in der österreichischen Heimerziehung hat auch SOS-Kinderdorf veranlasst, eine historische Studie in Auftrag zu geben. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass es auch in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf in Einzelfällen zu Gewalt und zu Missbrauchshandlungen gekommen ist.
Die Auseinandersetzung damit löst Betroffenheit aus, die traurig macht. Jedes erlittene Unrecht ist schmerzlich, nichts lässt sich ungeschehen machen, vieles nicht oder nur teilweise wieder gutmachen. Man kann aber durch persönliche Anteilnahme und Auseinandersetzung den Betroffenen Gehör schenken, eine Stimme geben, Leid lindern, den Menschen Respekt und Anerkennung geben und damit letztlich einen positiven Impuls zur Weiterentwicklung der SOS-Kinderdorf-Arbeit beitragen. Wenn Betroffene Entschädigungen fordern, gibt es ein klar definiertes und standardisiertes Verfahren (angelehnt an die Klasnic Kommission) mit externen Gutachtern. Falls eine rechtliche Klärung erlittenen Unrechts nach vielen Jahrzehnten noch möglich ist, unterstützt SOS-Kinderdorf die ermittelnden Behörden (Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichte etc.) und tut alles, um zur Aufklärung beizutragen.