100 Tage sicheres Zuhause für junge Flüchtlinge in Dölsach

Am 12. Dezember 2015 startete SOS-Kinderdorf in Dölsach eine neue Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Nach 100 Tagen ist nun ein guter Zeitpunkt, erste Bilanz zu ziehen.
 
Dölsach/Innsbruck (17.3.2016) – Mit der Wohngemeinschaft haben SOS-Kinderdorf und die Gemeinde Dölsach ein klares Signal gesetzt: Dass minderjährige Flüchtlinge, oft Kinder, nach langer, beschwerlicher Flucht eine altersgerechte Betreuung brauchen. Einen sicheren Ort, wo sie zur Ruhe kommen können, wo rund um die Uhr jemand für sie da ist, wo sie rechtlich und psychologisch begleitet werden, Deutsch lernen und zur Schule gehen können und eine gute Tagesstruktur mit sinnvollen Freizeitangeboten bekommen.
 
Den sicheren Ort hat Andrea Miglar-Tschapeller geschaffen und dafür ihr Elternhaus auf eigene Kosten adaptiert. Sie ist immer wieder selbst im Haus und freut sich über die positive Atmosphäre: „Es ist schön zu sehen, wie die BetreuerInnen sich um die Buben kümmern, sie ernst nehmen mit ihren Problemen und Sorgen, ihnen zur Seite stehen - und ihnen damit ein Stück HEIMAT und FAMILIE zurückgeben. Es ist sicht- und spürbar, dass die Jugendlichen sich zunehmend wohler und sicherer fühlen und entspannter werden.“
 
Schule, Sprache, Sport als wertvolle Brücken für die Integration
 
SOS-Kinderdorf-Leiter Guido Fuss sieht die Entwicklung der ersten 100 Tage ebenfalls positiv. „Es sind angenehme Jugendliche, Alltag und Betreuung funktionieren gut - von kleinen Problemen abgesehen, die es wohl überall gibt, wo Pubertierende untereinander und mit Erwachsenen zusammenleben“, so Fuss. Hervorheben möchte Fuss die große Unterstützung der Gemeinde, die gute Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen sowie die Kooperation mit dem Sparmarkt im Ort. „Für ein gutes Miteinander sind aber auch kritische Rückmeldungen wertvoll. Wir nehmen diese gern entgegen und setzen uns damit auseinander, um sie einfließen zu lassen und bei Bedarf auch Änderungen durchzuführen“, erklärt Fuss.
 
Der pädagogische Leiter der Wohngemeinschaft Egon Wibmer zeigt sich über die Entwicklung der ersten 100 Tage erfreut, auch wenn er betont: „Man darf nicht glauben, dass die Arbeit immer einfach ist, denn die Jugendlichen haben viel hinter sich und das lastet spürbar auf deren Seelen. Manchmal ziehen sie sich stark zurück, dann wieder gibt es Momente, wo man gar nicht genug für sie da sein kann, so viel wollen die Jungs lernen und unternehmen“, erzählt Wibmer. „Wenn sie sich öffnen und einem erklären, wie sie z.B. von Somalia über Kenia, Uganda, Süd-/Nordsudan, Lybien und Lampedusa nach Österreich gekommen sind, merkt man, wie sehr sie inzwischen die Behaglichkeit dieses Hauses schätzen.“
 
Derzeit leben 13 Jugendliche (zwischen 14 und 16 Jahre alt) in der WG, neun aus Afghanistan und drei aus Somalia. Sechs von ihnen besuchen die Neue Mittelschule in Nußdorf-Debant, sieben (die Pflichtschulalter überschritten haben) nehmen am Deutschkurs im Haus teil. Zwei Jugendliche haben jeweils eine/n fixe/n Bezugsbetreuer/in. Jeden Monat gibt es eine Hausversammlung, wo aktuelle Themen/Fragen besprochen werden. Fußball, Handball, Basketball sind Schwerpunkte in der Freizeit und fördern die Integration.
 
SOS-Kinderdorf hat in allen Bundesländern gesamt über 180 neue Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschaffen – nicht irgendwelche, sondern kindgerechte: kleine Einheiten statt Großquartiere, mit pädagogischem Fachpersonal statt Security Teams, mit altersgerechter Betreuung und Integration statt Verwahrung – gemäß der UN-Kinderrechte mit gleichen Rechten für alle Kinder, egal ob ein Kind in Tirol, Wien, Syrien oder Afghanistan geboren ist!
Inklusive der schon seit mehr als 10 Jahren bestehenden Angebote (SOS-Clearing-House Salzburg und Biwak in Hall) sind aktuell österreichweit 252 junge Flüchtlinge in SOS-Kinderdorf-Betreuung.

Fotos zur Presseaussendung können Sie hier downloaden.
 
Rückfragen:
Viktor Trager, SOS-Kinderdorf/Pressesprecher, Tel. 0676/88144201, viktor.trager@sos-kinderdorf.at