Lebenswege

 Eine Kindheit im SOS-Kinderdorf

Hermann Lager kam 1963 als 5-jähriger Bub ins SOS-Kinderdorf in die Hinterbrühl. Heute ist er selbst Spender und glücklich darüber, nun auf der „Geber-Seite“ des Lebens zu stehen.  

Arm in Arm mit seiner Frau Martina schlendert Hermann Lager über das großzügige Areal vom SOS-Kinderdorf in der Hinterbrühl. Vieles hat sich verändert, erzählt der heute 63-jährige. Doch er ist froh, dass er jederzeit hierher zurückkommen könne - für einen Spaziergang durch das Dorf, in dem er seine Kindheit verbracht hat.

Hermann kommt im Jahr 1963 nach dem Tod seiner Eltern, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder, als 5-Jähriger Bub ins SOS-Kinderdorf. Dort wächst er als eines von 7 Kinder in einer Kinderdorffamilie auf. „Ich habe sehr gute Erinnerungen an die Zeit und manchmal werde ich fast sentimental“, erzählt er uns bei einem Besuch im SOS-Kinderdorf. Dabei denke er etwa an die vielen Treffen am Fußballplatz, aber auch an die kleinen Hilfsarbeiten für den Dorfmeister „das war ja keine Arbeit, sondern ein Juhee“, erzählt Hermann und lacht.

Erinnerungen an viele schöne Erlebnisse.
Seine Kinderdorfmutter nannte Hermann liebevoll "Mutti".

Kopfstand üben mit Hermann Gmeiner und Kaffee trinken mit dem Dalai Lama

Besonders geprägt hat ihn aber vor allem seine SOS-Kinderdorf-Mutter, die er liebevoll „Mutti“ genannt hat. Sie sei zwar sehr streng katholisch gewesen, habe den Kindern aber mit ihrer sehr herzlichen und offenen Art viel Wertvolles mitgegeben. Bei einem Besuch des Dalai Lama in der Hinterbrühl hat sie etwa nicht lang gezögert und das Oberhaupt Tibets zu einem Kaffee in ihr Haus eingeladen. „Das klingt jetzt so naiv, aber die Mutti war einfach so offen… Die wusste schon, dass der nicht kommt, aber sie hat sich zumindest nicht gescheut“, erinnert sich Hermann.

Wer allerdings öfter zum Kaffee vorbeikam, war SOS-Kinderdorf Gründer Hermann Gmeiner. Er war es, der seinem 7-jährigen Namensvetter damals den Kopfstand beigebracht hat: „Er hat einfach einen Polster genommen und mir in seinem Anzug in unserem Wohnzimmer den Kopfstand gezeigt. Vielleicht wollte er, dass ich die Welt auch einmal verkehrt herum sehe“.

Erinnerungen an eine bewegte Zeit

Von der Welt durfte der Maschinenbauer Hermann dann noch einiges sehen. Den Wert einer guten Ausbildung und den Willen, etwas zu erreichen, habe er im SOS-Kinderdorf gelernt. Heute blickt er auf eine erfolgreiche Karriere in einem internationalen Unternehmen zurück. Und auch abseits der Arbeit war er viel in der Weltgeschichte unterwegs, denn seine ehemaligen Hausgeschwister und Freunde aus vielen Jahren Ferienlager in Caldonazzo, leben über die ganze Welt verstreut. Bei gegenseitigen Besuchen, halten Sie die Erinnerung an die gemeinsame Zeit im SOS-Kinderdorf am Leben.

Auf die Geber-Seite gewechselt

Seit vielen Jahren ist Hermann auch Spender bei SOS-Kinderdorf und hat etwa bereits mehrere Patenkinder auf ihrem Weg unterstützen können. „Das Geben erfüllt einen“, sagt er, „man nimmt sich dadurch ja nichts weg!“ Er sei sehr froh, dass er heute nicht mehr auf der Nehmer- sondern auf der Geber-Seite stehen dürfe und hält es ganz mit Hermann Gmeiner und sagt: „Es ist leicht zu helfen, wenn viele mittun!“

Was aus ihm geworden wäre, wenn er als Kind nicht ins SOS-Kinderdorf gekommen wäre? Diese Frage stimmt Hermann nachdenklich… „Ich weiß nicht, wie es gelaufen wäre. Aber es wäre wohl anders, als es jetzt ist. Ich bin jedenfalls sehr glücklich darüber, wie es gelaufen ist – nicht darüber, was war, dass es soweit gekommen ist, aber glücklich darüber, wie es für mich ausgegangen ist.“


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