Kommt ein Kind zur Welt, sind gewöhnlich Menschen da, die es lieben, achten und beschützen. Als Mama und ich einander im SOS-Kinderdorf begegneten, war diese Chance längst verpasst. Ich war ein Kind von sieben Jahren, in dem die Seele eines Greises wohnte.
Doch an dir war alles Bereitschaft, Freude, Kraft. Du warst so lebendig und so stark! Du wolltest mich nun lieben, wolltest mir ein Zuhause geben? Und was, wenn wie alles zuvor nur Versagen und Lüge wäre? So sind wir uns das erste Mal einander begegnet. Du warst nicht meine Mutter und ich wollte nicht dein Kind sein. Ich habe dich mit Dingen konfrontiert, die dein heiles Weltbild von Grund auf erschütterten. Da sind kleine Wesen, die nicht Kind sein durften. Weil sie kämpfen mussten, ehe sie lernten, was Wärme ist und Geborgenheit.
Da hast du deine Arme ganz weit ausgebreitet. Zum ersten Mal erfuhr ich, dass Hände auch streicheln, beschützen, heilen konnten. Du bist nie müde geworden, zärtlich zu sein, zu heilen, das Haus im SOS-Kinderdorf hell und warm zu machen. Bis ich dir vertraut habe und DEIN Kind geworden bin. So bin ich Schritt für Schritt in dich hinein gewachsen. Ich war endlich zu Hause. Du hast mir nicht das Leben geschenkt, aber die Wärme, den Glauben und das Lachen.