"Ein eigenes Bett, was für ein Glück"

Horst Krause - ein eigenes Bett, was für ein Glück

Ein eigenes Bett hat Horst Krause bis 1953, als er im SOS-Kinderdorf in Imst aufgenommen wurde, nicht gekannt.

Es stand auch nicht besonders weit oben auf der Wunschliste des kleinen Buben, der 1946 in Rumänien in eine Welt hineingeboren wurde, die Kindern außer Zerstörung, Hunger und ein armseliges Leben in einer physischen und seelischen Trümmerlandschaft nicht viel zu bieten hatte. Wichtiger als ein eigenes Bett wären ihm Sicherheit und ein Zuhause gewesen. Und eine Mama und ein Papa. Aber die gab es nicht mehr.


Ab ins Flüchtlingslager

Die früheste Erinnerung aus seiner Kindheit ist die an das Leben im Flüchtlingslager im steirischen Wagna. Wie er als kleiner Bub mit seinen vier Geschwistern dorthin gelangt ist, weiß Horst Krause nicht, er kann sich nur schwach an ein armseliges Kinderleben in der großen Schar traumatisierter Flüchtlinge erinnern.
 

"Wir hatten ein schönes Leben und wurden geliebt", erinnert sich Horst Krause. Alle Fotos: Horst Krause

Ab in die Sonne

1953 schließlich wird Horst mit seinen Geschwistern im SOS-Kinderdorf in Imst aufgenommen. Das junge Kinderdorf war damals gerade im Aufbau und platzte bereits aus allen Nähten. „Wir waren anfangs 16 Kinder in einer Familie“, erzählt er, „aus Österreich und aus Italien waren sie gekommen.“ Aber es gab für alle ein eigenes Bett, saubere Kleidung, regelmäßiges Essen und eine Mama. Das Haus Osttirol, später dann das Haus Rauchmühle im Kinderdorf wurden für Horst und seine Geschwister zum ersten Zuhause, zum Ort, an dem sie endlich Kinder sein durften.
An seine Zeit im Kinderdorf hat Horst Krause überwiegend angenehme Erinnerungen: „Freilich war nicht immer alles eitel Wonne, aber wir hatten ein schönes Leben. Und wir wurden geliebt“.

Nach dem Pflichtschulabschluss in Imst übersiedelte Horst nach Innsbruck ins erste SOS-Jugendhaus und begann eine Lehre als Verkäufer. Nach Lehrabschluss 1965 begann er in Innsbruck zu arbeiten und er lernte Roswitha kennen und lieben.
 

Die junge Familie zog für vier spannende Jahre nach Australien.


Ab ins Outback – und nach Vorarlberg

Nach der Hochzeit kam ihr erstes Kind zur Welt und die junge Familie zog für vier spannende abwechslungsreiche Jahre nach Australien. „Und dann mussten wir aus familiären Gründen wieder nach Österreich“, meint Horst Krause, als ob es das Alltäglichste der Welt war, mit Sack und Pack nach Australien zu ziehen, ein neues Leben zu beginnen und vier Jahre später wieder in Österreich neu anzufangen.
Horst holte die Matura nach und begann als kaufmännischer Angestellter zu arbeiten, bis er wieder in die Schule zurückkehrte – aber diesmal als Lehrer an der kaufmännischen Berufsschule in Feldkirch.

Nach der Pensionierung 2008 zog er mit seiner Frau Roswitha – die mittlerweile drei Kinder waren bereits erwachsen – wieder für zwei Jahre nach Australien.

 

Heute genießt Horst Krause sein Leben im Kreise seiner Familie.


Und heute?

„Es geht mir gut. Es geht meiner Familie gut und wir sind glücklich. Dabei war es nicht von vornherein ausgemacht, dass ich ein so schönes Leben haben werde. Imst war wirklich ein Glücksfall.“