Erlebnispädagogik – 06.09.19

Urlaub aber lehrreich: Erlebnispädagogik

Wenn zu Schulbeginn Ferienberichte ausgetauscht werden, haben auch die Kinder und Jugendlichen von SOS-Kinderdorf viel zu erzählen. So zum Beispiel fünf Bewohner einer Wohngemeinschaft, die eine ganz besondere Reise hinter sich haben.

In einer Wohngruppe von SOS-Kinderdorf in Niederösterreich leben Burschen zwischen zwölf und 18 Jahren, die bereits einiges erlebt haben. Sie werden darin unterstützt, mit Vergangenem gut umzugehen und ihren eigenen Weg zu finden. Ziel ist, die Jugendlichen langsam an die Selbständigkeit heranzuführen und ihnen das Rüstzeug mitzugeben, das sie für ein selbstbestimmtes Leben brauchen. Dieses Rüstzeug bekommen die Teenager nicht nur durch einen geregelten WG-Alltag, passende Therapien oder eine gute Ausbildungsstelle, sondern auch durch besondere Erlebnisse. In den Ferien planen engagierte BetreuerInnen darum jedes Jahr ganz spezielle Urlaube mit den Jugendlichen. Floßbauen in Schweden und Kanufahren in Polen und Frankreich standen in den letzten Jahren schon auf dem Programm.

 

Kanufahren in Polen. (Foto: SOS-Kinderdorf/Archiv)


"Mit Erlebnispädagogik fördern wir jeden Jugendlichen individuell. Wir bringen sie in Situationen, in denen sie sich selbst spüren. Die Jungs bewältigen Dinge, die sie sich vielleicht vorher nie zugetraut hätten. Das motiviert sie und stärkt ihren Selbstwert."

Auch heuer gab es wieder einen ganz besonderen Abenteuer-Urlaub: Drei Sozialpädagogen (Hans Plank, Benjamin Schneider und Markus Reiser) machten sich mit fünf Jugendlichen in einem Bus auf den Weg nach Griechenland. Ziel war die Insel Lefkada. Aber nicht für Badeurlaub, sondern um gemeinsam Kanu zu fahren, zu campen, zu fischen, zu klettern … und dabei viel über sich selbst zu lernen. Über eigene Stärken und Schwächen aber auch über die Gruppe. Denn der gemeinsame Urlaub ist auch dazu da, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und sich besser kennen zu lernen. Dazu sind Natur-Abenteuer perfekt, wissen die Pädagogen: "Wir holen die Jugendlichen aus ihrem Alltag raus. Man bewegt sich in der Natur und es geht um den Weg, den man zurücklegt. Jedes Erfolgserlebnis macht stolz. Die Jungs lernen: Anstrengung lohnt sich."

 

Drachen steigen lassen in Lefkada. (Foto: SOS-Kinderdorf/Archiv)


Am Ende der Tour wurden nicht nur viele Kilometer zurückgelegt und viele Fische gefangen, sondern auch viele Hürden und Ängste überwunden, viele Gespräche geführt und viele Erkenntnisse gewonnen. Die Jugendlichen erlebten in den zweieinhalb Wochen jede Menge Abenteuer. Und in den meisten davon steckt etwas Lehrreiches. Beim Fischen kommt der Zappelphilipp zur Ruhe. Beim Klettern sind auch die Jugendlichen konzentriert, die sich sonst damit schwer tun. Einfach, weil man beim Klettern an nichts anderes denken kann, als an den nächsten Griff, wenn man nicht ins kühle Nass unter einem platschen will. Und beim gemeinsamen Paddeln im Kanu muss man aufeinander Rücksicht nehmen und manchmal die Zähne zusammenbeißen. Wenn man dann aber in der geplanten Bucht ankommt, ist die Freude groß. Und wenn man dann noch einen Fisch an der Angel hat, steht einem gemütlichen Grill-Abend nichts mehr im Wege.

 

Kanufahren in den Sonnenuntergang (Foto: SOS-Kinderdorf/Archiv)


"Ziel ist es natürlich, diese Erlebnisse in den Alltag mitzunehmen. Also später vielleicht in der Schule daran zu denken: Durchhalten zahlt sich aus! Oder für eine schwierige Arbeitsaufgabe mehr Selbstbewusstsein zu haben."

Urlaube wie diese bleiben der Gruppe noch lange in lebhafter Erinnerung. Die Betreuer wissen aus Erfahrung: "Wenn wir am Ende des Jahres zurückblicken, empfinden die Jugendlichen diese Ausflüge immer als Highlight. Und oft können sie gar nicht glauben, was sie alles geschafft haben. Das motiviert auch uns, im nächsten Jahr wieder gemeinsame Abenteuer auszuhecken. Es ist jedes Mal die Anstrengung wert!"

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