#Gleichberechtigt
Die einen – die Wohlhabenden, die Akademikerinnen und Akademiker – sollen mehr Kinder kriegen, sagt der Staat, und versucht sie mit großzügigen Geldgeschenken zu überreden. Die anderen – Mindestsicherungsbezieherinnen und -bezieher zum Beispiel – kriegen zu viele Kinder, sagt der Staat, und versucht, sie mit Kürzung der Sozialleistungen davon abzubringen. Den einen – heterosexuellen Paaren – hilft der Staat, wenn sie beim Kinderkriegen medizinische Hilfe brauchen. Anderen wiederum – Paaren, die in einer homosexuellen Beziehung leben – legt er, wenn sie genau dasselbe wollen, jede Menge rechtliche Hindernisse in den Weg.
Und wenn die Kinder erst einmal auf der Welt sind, wird’s erst recht kompliziert. Haben Sie als Selbstständige schon einmal versucht herauszufinden, wie viel Sie zum Kinderbetreuungsgeld dazuverdienen dürfen? Eben. Es gibt unüberschaubar viele Bezugsvarianten, und ebenso viele Möglichkeiten, sich zu verrechnen.
Das liegt daran, dass Familienpolitik in Österreich leider viel zu oft Symbolpolitik ist. Hier bringt man eine kleine ideologische Markierung an, dort ebenfalls. Jeder soll ein bisserl was von seinem Gesellschaftsbild drin wiederfinden. Insgesamt kostet das unglaublich viel Geld und bringt, was die Kinderzahlen betritt, erstaunlich bescheidene Ergebnisse. Die Familien haben am Ende dennoch das Gefühl, mit ihren Alltagsproblemen allein zu bleiben. Da zweifeln viele, ob man sich das überhaupt alles antun soll, mit Familie und Kindern. Wo doch alles so mega-kompliziert auschaut.
Familienpolitik könnte viel einfacher sein. Mit mehr Klarheit in den Zielen, mehr Fokus, und mehr Ehrlichkeit. Zum Beispiel: Wer gleichberechtigte Elternschaft will, muss gleichberechtigte Elternschaft belohnen. Kurze, anständig bezahlte Karenzzeiten für jedes Kind, insgesamt etwa ein Jahr lang, 50:50 aufgeteilt zwischen zwei gleichberechtigten Bezugspersonen, das sollte der Normalfall sein, auf den sich alle Betriebe in diesem Land einstellen können.