Das Idealbild der Familie von Vater-Mutter-Kind lebe weiter. "Wer das nicht bieten kann – und dann auch noch als Frau Vollzeit arbeitet – wird öfters schief angeschaut." Soziologin Zartler nennt das "Defizit- Orientierung" in der Diskussion rund um Familien: Ein Kind wird "nur" von einem Elternteil erzogen, sagt man dann. Dabei seien gerade Alleinerziehende oft besonders gut darin, sich ein tragfähiges soziales Netz aufzubauen. "Und Kinder kommen sehr gut mit unterschiedlichen Bezugspersonen zurecht."
So sehr sich Familienbilder auch ändern: Die Herausforderungen, die das tägliche Zusammenleben bringt, bleiben durchwegs konstant. So fasst Maria Neuberger-Schmidt von der Elternwerkstatt ihre jahrzehntelange Erfahrung in der Lebens- und Erziehungsberatung zusammen.
"Im Mittelpunkt steht meistens die Frage: Wie schaffe ich meinen Lebensalltag? Und wie stelle ich es an, dass meine Kinder auf mich hören?" Was die Bindung zwischen den einzelnen Familienmitgliedern angeht, bemerkt Neuberger-Schmidt aber sehr wohl Veränderungen. "Die hat sich auf jeden Fall gelockert", sagt sie. "Wir leben in einer Zeit, in der die persönliche Freiheit eine große Rolle spielt – das wirkt sich natürlich auch auf Familien aus."
Wie macht man aus vielen Ichs unter einem Dach ein Wir? "Oft genügen ganz einfache Dinge – wie etwa bewusst gemeinsam eine Mahlzeit am Tag einnehmen und das Mobiltelefon für eine Weile weglegen." Auch gemeinsame Tätigkeiten, und sei es nur das Erledigen von Hausarbeit, fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl, so die Expertin, denn: "Ein gutes Team macht glücklich."