Große Bildungsdefizite
Inzwischen habe sich die Situation etwas entspannt und viele würden die diversen Beratungsangebote und Jugendcoachings wieder in Anspruch nehmen. Gleichzeitig ist die Zahl der jungen Menschen, die die 2017 in Österreich eingeführte Ausbildungspflicht bis 18 verletzen, um fast 20 Prozent gestiegen. Und der nächste Jahrgang steht schon vor der Tür: Jene, die mit Anfang Juli ihre Pflichtschulausbildung abschließen. Sie haben aufgrund diverser Lockdowns mit noch größeren Bildungsdefiziten zu kämpfen. „Wichtig ist, diese jungen Menschen jetzt nicht abzustempeln – sondern ihnen Zeit und Zuversicht zu geben“, sagt Schmöckel. Dafür plädiert auch SOS-Kinderdorf: Die Kinder- und Jugendhifsorganisation schlägt ein Perspektivenjahr für alle jungen Menschen vor. „Corona hat der Jugend mehr als ein Jahr gestohlen. In so einer Situation könnte es unglaublich entlastend sein, für einen gewissen Zeitraum finanzielle Unterstützung zu bekommen, die an keine Bedingungen geknüpft ist“, sagt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf.
Alle jungen Menschen sollen sich ohne Druck orientieren können.
Das Modell existiert bereits in ähnlicher Form in Dänemark und Irland. Der österreichische Vorschlag sieht einen Anspruch auf ein bezahltes Perspektivenjahr mit einem Einkommen zwischen 800 und 1.000 Euro monatlich für alle jungen Menschen zwischen 18 und 21 Jahren vor. „Das ist das Alter, in dem viele große Entscheidungen getroffen werden müssen – und in dem junge Menschen unsicher sind, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen“, so Moser. Wenn die Existenz in dieser wichtigen Phase gesichert sei, könnten sich Jugendliche auf das Wesentliche konzentrieren: „Darauf, den richtigen Weg für sich zu finden.“ Das Perspektivenjahr soll auch nach Corona den Übergang ins Erwachsenenleben erleichtern. „Wir sprechen uns für eine langfristige Einführung aus. Alle jungen Menschen zwischen 18 und 21 Jahren sollen in Österreich die Möglichkeit haben, sich ohne finanziellen Druck zu orientieren“, so Moser.