Tag der Sozialen Arbeit – 15.03.21

Soziale Arbeit verdient besonderes Augenmerk

Nach einem Jahr Corona und anlässlich des Welttags der sozialen Arbeit geben wir Einblick in eine Berufswelt, die nicht nur momentan besonders Großartiges leistet…

Der diesjährige Welttag der sozialen Arbeit verdient besonderes Augenmerk. Augenmerk auf Menschen, die trotz der vielen Coronahürden und Abstandsregeln, die Nähe zu ihren Mitmenschen nie aufgaben, um rund um die Uhr für diejenigen da zu sein, die Hilfe und Unterstützung, Nähe, Geborgenheit und Wärme brauchten und brauchen.

Auch die SozialpädagogInnen im SOS-Kinderdorf waren rund um die Uhr für die ihnen anvertrauten jungen Menschen da und gaben ihnen in Zeiten von Abstand Halt, Zuversicht und Freude. Unentbehrlich für die Kinder und Jugendlichen, die schon vor der Pandemie großen, psychischen Belastungen ausgesetzt waren.

Einige von ihnen haben uns Einblicke in ihre Arbeitswelt gegeben...

 

Wolfgang Kulmer: Vom Zivi zum beherzten Sozialarbeiter

"Mir taugt an meiner Arbeit, Jugendlichen die Möglichkeit und den Rahmen für eine gute Entwicklung zu bieten, ihnen das Zeug für eine stabile, gute Zukunft zu geben. Es sind herzzerreisende, unwürdige Vergangenheiten, mit denen sie zu uns ins Kinderdorf kommen. Da braucht es viel Empathie, Ausdauer und Geduld. Sie selbst, müssen lernen mit ihrer Vergangenheit zurecht zu kommen. Sie müssen wieder lernen, selbst am Steuer ihres Lebens zu sitzen. Wir unterstützen und stärken, so gut wie es geht", sagt Wolfgang Kulmer, SOS-Kinderdorf Burgenland, der als Kind Landwirt werden wollte, aber eine Ausbildung im Tourismusbereich machte und dann kam alles anders. „Im Zivildienst bei SOS-Kinderdorf wurde mir klar, dass soziale Arbeit meins ist! Die Kolleginnen haben mir dann einen liebevollen Stups gegeben was Ausbildungsmöglichkeiten angegangen ist.“

Die Arbeit im Jugendhaus in Zeiten von Lockdowns und Einschränkungen, sieht Wolfgang Kulmer nicht nur negativ: „Die Ruhe und Gemeinschaft in der Jugend WG tat uns zunächst allen gut. Wir konnten dem Stillstand auch was Positives abgewinnen und hatten mehr Zeit für uns und jeden einzelnen Jugendlichen. Jetzt ist aber so langsam die Geduld bei den Jugendlichen vorbei. Da ist es nicht immer leicht, sie bei Laune zu halten. Die tägliche Motivation und klare Perspektive sinkt. Hinzukommt, dass sich die Noten einiger unserer jugendlichen SchülerInnen verschlechtert haben, somit die Chance auf so manchen Job.“

Ich bin sehr glücklich, in meinen Beruf. Am Anfang, noch als ganz frischer Sozialpädagoge und etwas frustriert, gaben meine erfahrenen KollegInnen den Tipp: „Hab Geduld. Warte noch ein paar Jahre. Dann werden die ersten Jugendlichen zurückkommen und erzählen: „Ich habe mich immer wieder daran erinnert, was du gesagt hast“, „Ich habe nie vergessen, dass du dies und jenes für mich gemacht hast“ und so. Sie hatten recht behalten!“

 

Martina Kopf gibt Trost

Auch Martina Kopf, ist eine von unzähligen Mitarbeiterinnen bei SOS-Kinderdorf, die noch immer Feuer und Flamme sind, wenn sie von ihrer täglichen Arbeit mit Kindern und Familien erzählen. Sie ist schon seit über 15 Jahren bei RAINBOWS, im Burgenland unter dem Dach von SOS-Kinderdorf. RAINBOWS unterstützt Kinder und Jugendliche bei Trennung, Scheidung oder Tod. Themen, die durch Corona noch einmal mehr Bedeutung erlangt haben – weil Trennungen gestiegen sind und auch der Tod präsenter im Leben geworden ist:

„Die Geschichten bei Todesfällen sind oft sehr tragisch. Dennoch ist für mich die Arbeit und der Gedanke an die Endlichkeit, Anlass, gelassener zu sein und viele Probleme erscheinen dadurch klein. Außerdem lerne auch ich sehr viel, von den Kindern. Wichtig ist in dem Job natürlich auch ein guter Ausgleich, und den finde ich der Kreativität, Musik, Natur, beim Schwimmen oder Rad fahren.“

Martina Kopf erzählt, welche Stärken und Fähigkeiten in dieser Arbeit mitzubringen sind:

„Interesse rund um Trennung, Scheidung, Abschied, Tod und Trauer. Wichtig ist natürlich Einfühlungsvermögen, denn Kinder in Krisen sind oft keine "pflegeleichten" Kinder und kein Trauerprozess läuft nach Lehrbuch. Jedes Kind braucht auf andere Art und Weise Trost. Was auch wichtig ist, sind Wertschätzung und Respekt vor der Vielfältigkeit von Lebenssituationen, viel Humor und Lebensfreude.“

 

Stefan Mittermayr  geht ein Stück des Weges mit Jugendlichen

Als Sozialpädagoge in einer Jugendwohngemeinschaft geht Stefan Mittermayr aktuell mit zwei Mädchen und fünf Burschen im Alter von 13 bis 18 Jahren ein Stück ihres Weges. "Die Jugendlichen leben im SOS-Kinderdorf und teilen ihren Alltag mit mir und meinen Kolleginnen und Kollegen – das Zubereiten der Mahlzeiten, das Vorbereiten auf Prüfungen, den gemeinsamen Sommerurlaub ebenso wie den ersten Liebeskummer oder das verstauchte Bein", so Mittermayr. Die Corona-Lockdowns waren begleitet von vielen Fragezeichen, völlig neuen Anforderunge durch das Homeschooling und noch mehr Arbeitszeit.

"Es sind die jungen Menschen selbst, die mich jeden Tag aufs Neue fordern und mir ihr Vertrauen schenken. Ich mag die Gespräche mit ihnen, die Bewusstsein für ihre Bedürfnisse schaffen. Und es ist ein Privileg, ihnen etwas von seinem Wissen und seiner Erfahrung für ihr Leben mitzugeben und sie zu stärken."

 

Joe Hoffelner baut Brücken in die Selbständigkeit.

Seit beinahe 10 Jahren begleitet Joe Hoffelner junge Erwachsene im Betreuten Außenwohnen. "Meist sind es vier von ihnen gleichzeitig und alle um die 18 Jahre plus", erklärte er. Er selbst versteht sich als Brückenbauer und hilft beim Übergang vom SOS-Kinderdorf in ein selbständiges Leben. Was die Jugendlichen dabei brauchen, ist recht unterschiedlich. Im Jahr der Pandemie war eine Herausforderungen für alle groß: das Alleinsein. Mit noch intensiverer Betreuung hat Joe Hoffelner diese Lücke gefüllt. "Ich habe die BAW-Jugendlichen mit einander vernetzt. In sicherem und erlaubtem Rahmen haben wir gemeinsam einiges unternommen und sogar Weihnachten miteinander gefeiert", so Hoffelner.

"Es ist schön, letzte wichtige Inputs zu geben, zu erleben, wie sich die Jugendlichen machen und ihren eigenen Weg finden. Besonders aufbauend sind die positiven Feedbacks der jungen Erwachsenen, etwa wie „Das war entscheidend für mich.“ „Das hat mir Halt gegeben.“ „Das habe ich noch gebraucht“."

 

Anna Hinterplattner – unterstützt beim Lernen lernen.

Um den Umstieg auf das digitale Lernen für die Kinder und Jugendlichen einfacher zu machen, haben engagierte pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im SOS-Kinderdorf Altmünster die "Schule im Dorf" gegründet. Anna Hinterplattner ist eine von ihnen: "Anfangs kamen die Kids von je einer SOS-Kinderdorf Familie oder Wohngruppe für rund zwei Stunden pro Tag ins FamilienRathaus, um mit mir die Schulaufgaben und Arbeitsaufträge zu erledigen." Dieser Einsatz – fast 2.000 Stunden  waren es alleine zum Start des Distance Learnings - hat sich gelohnt. "Von Lockdown zu Lockdown schaffen die Schülerinnen und Schüler das Homeschooling immer besser alleine", freut sich Hinterplattner.

"Es sind die lustigen Momente mit den Kindern und Jugendlichen, die kleinen und großen Erfolgserlebnisse und die gemeinsame Freude darüber, die mir viel Motivation geben. Was die Kids brauchen, ist von ganz unterschiedlich. Speziell in der Coronazeit waren sie gut bei der Sache. Ich denke, es hat ihnen Spaß gemacht, für ein paar Stunden außer Haus gehen zu können."

 

Weiterführende Information: