Tag der Geschwister
– 09.04.21
Geschwisterkinder bei SOS-Kinderdorf
Mit individuellen Lösungen ist SOS-Kinderdorf seit Gründungszeiten darum bemüht, Geschwister immer gemeinsam aufzunehmen.
Geschwister hassen, lieben und prägen sich. Mit ihnen verbindet uns die längste Beziehung unseres Lebens. Eltern sterben, Freundschaften vergehen, Partnerschaften enden im Streit – aber Geschwister bleiben. Der Tag der Geschwister am 10. April sollte uns an das Verbindende erinnern, an die Stärken, das Potenzial und die Kraft einer Geschwisterbeziehung. Vor allem in Krisenzeiten. Seit der Gründung von SOS-Kinderdorf vor über 70 Jahren ist es uns stets ein Anliegen, Geschwisterkinder gemeinsam bei uns aufzunehmen.
Unser Kollege Gerald Stöckl, SOS-Kinderdorfleiter in Kärnten, erklärt warum das so wichtig ist: "Wenn Kinder ihre vertraute Umgebung aufgeben müssen, ist es unverzichtbar, das Band zu den Geschwistern zu erhalten. Aktuell betreuen wir zu Beispiel im SOS-Kinderdorf Moosburg 31 Geschwisterkinder. Durch unsere Flexibilität und die Möglichkeiten im Kinderdorf gelingt es uns auch immer wieder größere Geschwistergruppen aufzunehmen und ihnen ein gemeinsames Zuhause zu geben."
Auch die Beziehung unter den Kindern in einer gemeinsamen Wohngruppe gestaltet sich oft sehr geschwisterlich. Hier gibt es Bindungen, die oft weit über die Betreuungszeit bei SOS-Kinderdorf hinausgehen. SOS-Kinderdorf international hat sich vor rund 10 Jahren dem Thema Geschwister auch in einer Forschungsstudie gewidmet. Fazit: Geschwisterbeziehungen sind von so hoher Relevanz und gegenseitiger Ressource, dass Geschwister bei Fremdunterbringung nicht getrennt werden sollten bzw. dürfen.
Geschwisterkraft in Krisenzeiten
Vom Geschwisterprinzip profitierten schon vor vielen Jahren die Geschwister Schwarz, die 1982 ins SOS-Kinderdorf nach Moosburg kamen. Im Alter von eineinhalb, vier, zehn, elf, dreizehn und vierzehn standen die sechs Kinder mit ihren Koffern im SOS-Kinderdorf Moosburg. Herbert Schwarz erinnert sich: "Es war damals nicht klar, ob wir zusammenbleiben dürfen. Angedacht war sogar, dass wir getrennt in verschiedene Heime untergebracht werden. Ich erinnere mich noch an das Gespräch. Wäre es tatsächlich so gekommen, nach all dem, was uns widerfahren ist, dann hätte es uns das Herz gebrochen."
Sie sind geblieben. Alle sechs, im SOS-Kinderdorf Moosburg. "Wir sehnten uns nach einem Zuhause. Und dieses Zuhause war das SOS Kinderdorf! Gehen wir davon aus, dass ich in ein Heim gekommen wäre und meine Geschwister z.B. in ein SOS Kinderdorf. Ich säß heute nicht hier, hier in meinem Zuhause, als glücklicher Familienmensch, zufrieden, mit beiden Füßen im Leben." Herberts Bruder Sascha pflegt heute noch zu sagen: "Wir sind a Bandl."
Und das Bandl hält. Trotz der Entfernung. Zwei Brüder und eine Schwester in Kärnten, eine Schwester in Deutschland, ein Bruder und Herbert in Niederösterreich.
"Wir hören einander, schreiben einander und sehen einander gelegentlich. Das ist Geschwisterliebe! Zu wissen, wir sind für einander da."
Noch nicht ganz überzeugt klingt der achtjährige Lukas im SOS-Kinderdorf. Auf die Frage, wie es so läuft, mit der kleinen Schwester, sagt er: "Sie ist eine Nervensäge. Aber ich hab sie gern. Bis zum Mond und wieder runter."