Tag der Arbeit – 27.04.21

Zum 1. Mai fordern wir ein Perspektivenjahr für Jugendliche

Wir wollen Jugendarbeitslosigkeit und prekären Berufsbiographien mit kreativen Lösungen entgegenwirken!

"Es ist eine enorm belastende Zeit für Jugendliche. 74 % gaben in einer aktuellen Befragung der Universität Salzburg an, es gehe ihnen schlechter als vor der Krise. Derzeit sind knapp 9 % der unter 25-Jährigen arbeitslos. Für junge Menschen ist das besonders belastend – es fehlt an Perspektiven und braucht dringend Antworten", so unser Geschäftsführer Christian Moser zum Tag der Arbeit am 1. Mai.

Der lineare Weg von Schule, Ausbildung, Beruf und Pension ist längst überholt. Der Jugend von heute stehen zwar viele Möglichkeiten offen, doch die wenigsten davon garantieren einen sicheren Job, von dessen Einkommen man leben kann. Die Wahl von Ausbildung und Beruf ist deshalb besonders schwierig. "Junge Menschen müssen viele große Entscheidungen treffen, die ihr späteres Leben wesentlich prägen. In unsicheren Zeiten, wo nichts planbar ist, wird das zur noch größeren Herausforderung. Vieles, was dabei helfen könnte, fällt derzeit aus – etwa Schnupperpraktika, persönliche Gespräche mit Vertrauenspersonen oder Orientierungstage", so Moser. Um dem Druck entgegen zu wirken, schlägt SOS-Kinderdorf die Einführung eines Perspektivenjahres vor.


Junge Menschen müssen viele große Entscheidungen treffen, die ihr späteres Leben wesentlich prägen.

Christian Moser
Geschäftsführer SOS-Kinderdorf


Das bezahlte Orientierungsjahr soll 18- bis 21-Jährigen frei von existentiellen Sorgen ermöglichen, wohlüberlegt Perspektiven zu entwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Eine solche Zeit stärkt junge Menschen und erleichtert es nach über einem Jahr außergewöhnlicher Belastung trotzdem langfristig gute Berufs-, Studien-, aber auch Lebensentscheidungen zu treffen. Dazu bekommen sie bis zu zwölf Monate ein Karenzgeld für den Lebensunterhalt.
 

Perspektiven lohnen sich

"Das Perspektivenjahr ist ein Win-Win-Projekt für junge Menschen und die öffentliche Hand. Eine falsche Ausbildungs- oder Studienwahl, die zu einem Wechsel oder Abbruch des Bildungsweges führt, kostet den Staat viel Geld. Dieses Geld wäre besser in ein Perspektivenjahr investiert, das jungen Menschen einen gesunden Rahmen für eine gute Entscheidungsphase gibt. Damit würden auch die Kosten für Mindestsicherung oder Arbeitslosengeld gesenkt", erklärt Moser.

Sinnvoll sei es, diese Monate nicht nur finanziell abzusichern, sondern den jungen Menschen auch Beratung und Begleitung anzubieten. "Es gibt viele erfahrene Organisationen, die ihr Angebot ausweiten und etwa mit Freiwilligenarbeit, Praktika oder Schnupperstudien junge Menschen bei der Orientierung unterstützen könnten. Auch die offene Jugendarbeit sollte eng miteinbezogen werden", regt Moser an.

"Die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch, besonders bei den Jugendlichen, die nicht mehr in die Ausbildungsgarantie bis 18 fallen. Das Perspektivenjahr ist die innovative Antwort darauf. Nach der Lehre wollen viele junge Menschen nicht in dem Betrieb oder dem erlernten Beruf bleiben. Sich neu zu orientieren ist aber finanziell schwierig. MaturantInnen können nach ihrem Abschluss die unzähligen Möglichkeiten kaum überblicken und beginnen Studien oft aus Mangel an Perspektiven. In diesen Übergangs- und Orientierungsphasen kann das bezahlte Perspektivenjahr jungen Menschen helfen, ihre Stärken und Interessen zu entdecken und tragfähige Entscheidungen zu treffen", so Moser.

SOS-Kinderdorf fordert außerdem ein Krisenbudget für Jugendarbeitslosigkeit und zielgerichtete Investitionsschwerpunkte bis 2025, um Langzeitfolgen der Pandemie für die Arbeitsmarktsituation junger Menschen zu vermeiden. Gemeinsam mit dem Perspektivenjahr kann damit eine wichtige Grundlage für die nachhaltige und zukunftsweisende Bewältigung der Pandemie gelegt werden.

 

 

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