Ausnahmezustand
– 15.05.22
Sri Lanka in der Krise
Sri Lanka steht vor einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen der letzten Jahrzehnte. Die verheerende Situation in Sri Lanka trifft Kinder und Familien am härtesten.
Es ist die schlimmste Wirtschaftskrise seit der Unabhängigkeit des Landes 1948: Alarmierende Inflation, schwache Staatsfinanzen und Covid-19 setzen der Bevölkerung von Sri Lanka schwer zu. Besonders Kinder und Familien sind von den knapp werdenden Ressourcen betroffen. Divakar Ratnadurai, nationaler Direktor von SOS-Kinderdorf in Sri Lanka, berichtet von einer Krisensituation, die täglich schlimmer wird.
Ursache für die Schwierigkeiten, in denen sich das Land wiederfindet, ist ein Mangel an Devisen, wodurch der Import von lebenswichtigen Gütern erschwert wurde. Die Folgen sind begrenzte Versorgung mit Strom, Lebensmitteln, Medikamenten, lange Schlangen vor Tankstellen.
Die Menschen stehen unter Stress und Druck, weshalb Unruhen und auch gewaltsame Auseinandersetzungen nicht ausblieben. So berichtet etwa der ORF von Protesten gegen den Präsidenten Gotabaya Rajapaksa, bei denen Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt wurden, und in Folge derer der Ausnahmezustand ausgerufen wurde.
Kein Ende in Sicht
Auch die Programme von SOS-Kinderdorf sind von den Engpässen betroffen. Die Lebenserhaltungskosten steigen immens, die Budgets erreichen ihre Grenzen und es scheint kein Ende der Situation in Sicht. In den SOS-Kinderdörfern ist die Versorgung der Kinder noch eine Zeit lang gesichert.
Für die Familien aus unseren Familienstärkungsprogrammen wird es jedoch eng. Sie leben größtenteils unterhalb der Armutsgrenze und befinden sich nun in einer noch schwierigeren Lage als zuvor. Doch die Krise betrifft Kinder und Familien aus allen wirtschaftlichen Schichten.
Existenzangst und Stress bestimmt den Alltag der Familien. Niemand weiß, wie lange das Geld noch reicht oder wie lange es noch etwas wert ist. Von den langen Schlangen kehren viele aufgrund von Engpässen ohne Lebensmittel nachhause. Das bekommen Kinder natürlich zu spüren, auch, wenn sie die komplexen ökonomischen Hintergründe nicht verstehen. Viele von ihnen können nicht zur Schule gehen, weil der Treibstoff fehlt, um sie dorthin zu bringen. Zu Hause zu lernen ist ebensowenig möglich, da Strom, Telefonnetz und Internet stunden- und tagelang ausfallen.
Ich und mein Team tun alles, um das Leben von Kindern und Familien zu verbessern. Wir brauchen jede Unterstützung, die wir bekommen können.
Divakar Ratnadurai
Direktor von SOS-Kinderdorf in Sri Lanka
Aktuell kümmern wir uns verstärkt um die Familien in den Familienverstärkungsprogrammen sowie jenen, die in der Vergangenheit von uns betreut wurden. Sie bekommen Lebensmittel in Form von Trockenwaren und Geld, um sich über Wasser zu halten. Es kommen allerdings laufend Anfrangen von Kindern und Familien mit der bitte um Unterstützung dazu und wie lange dieser Zustand andauern wird, ist nicht vorhersehbar.
SOS-Dorf-Patenschaft
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