Schule – 18.01.21

Schülerinnen und Schüler brauchen dringend positive Perspektive

Ein außergewöhnliches Schuljahr braucht außergewöhnliche Maßnahmen. Wir erwarten uns einen Plan für gezielte Unterstützung für SchülerInnen.

"Nach den letzten Ankündigungen der Regierung müssen tausende Schülerinnen und Schüler der traurigen Tatsache ins Auge sehen, dass sie dieses Semester nicht mehr in die Schule zurückkehren werden", sagt unser Geschäftsführer Christian Moser. "Angesichts der aktuellen Entwicklung des Infektionsgeschehens ist uns bewusst, dass diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde. Dennoch ist klar: Neben einer Gesundheitskrise gilt es aktuell auch eine Bildungs- und eine soziale Krise abzuwenden. Den Nöten und der Krisensituation junger Menschen wird bisher zu wenig Beachtung geschenkt. Das ist fatal. Denn was Kinder und Jugendliche derzeit durchleben, prägt sie. Ohne gezielte Maßnahmen führt alles, was wir jetzt erleben, bei jungen Menschen verstärkt zu Verunsicherung, Perspektivenlosigkeit, Angst und womöglich sogar manifesten psychischen Problemen. Die Konsequenzen daraus werden uns Jahrzehnte begleiten", sagt Christian Moser.


Spätestens bis zum Frühling muss eine Gesamtstrategie am Tisch liegen, wie wir es schaffen könnnen, dass Kinder und Jugendliche das Versäumte ohne Druck aufholen können und durch dieses atypische Schuljahr keine längerfristigen Nachteile erleben müssen.

Christian Moser

 

"Wir brauchen nun rasch kreative Lösungen, damit dieses vermurkste Schuljahr nicht von den Kindern und Jugendlichen ausgebadet werden muss, die am wenigsten dafür können. Damit sie im nächsten Schuljahr gut durchstarten können, sind dringend Maßnahmen zur gezielten Förderung und Unterstützung nötig. Wir sollten auch offen darüber diskutieren, ob nicht das gesamte Schuljahr als irregulär eingestuft wird und deshalb alle Schulstufen wiederholt werden. Das würde jetzt und im nächsten Schuljahr viel Druck heraus nehmen. Unmittelbar braucht es aber vor allem psychische Entlastung der Kinder und genug Spielraum für die Schulen, um die Lage im Interesse der Kinder zu managen. Spätestens bis zum Frühling muss eine Gesamtstrategie am Tisch liegen, wie wir es schaffen könnnen, dass Kinder und Jugendliche das Versäumte ohne Druck aufholen können und durch dieses atypische Schuljahr keine längerfristigen Nachteile erleben müssen."

 

Probleme nicht auf Kinder abwälzen

Schulen sind nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung. Viele junge Menschen müssen in einer Zeit, in der der Austausch mit Freundinnen und Freunden besonders wichtig ist, nun bereits seit Monaten auf einen Großteil ihrer sozialen Kontakte verzichten. Sie fühlen sich einsam, traurig und verunsichert. Was Kinder und Jugendliche in diesem Zeitraum trotzdem alles im Homeschooling geleistet haben, wie viel sie weitgehend unvorbereitet an Selbstorganisation und Lernerfolgen geschafft haben, ist nicht hoch genug anzuerkennen.


Es ist weder realistisch noch gerecht, von Kindern und ihren Eltern zu verlangen, die Versäumnisse der vergangenen Monate individuell und eigenverantwortlich zu kompensieren.

Christian Moser

 

Das nun erneut verlängerte Homeschooling fordert Kinder, Eltern und Lehrer*innen immens. Die Herausforderungen sind dabei sehr unterschiedlich. Kinder mit Lernschwächen, in beengten Wohnverhältnissen oder mit schlechter technischer Ausstattung fallen im Lernfortschritt weiter und weiter zurück. Es muss rasch verhindert werden, dass sie komplett den Anschluss verlieren. Doch letztlich ist für alle Kinder die momentane Situation eine außergewöhnliche Strapaze.

"Es ist weder realistisch noch gerecht, von Kindern und ihren Eltern zu verlangen, die Versäumnisse der vergangenen Monate individuell und eigenverantwortlich zu kompensieren. Hier ist eindeutig die Politik gefordert. Wir sind den jungen Menschen als Gesellschaft eine Perspektive schuldig. Und diese Perspektive braucht finanzielle Unterstützung. Denn persönlichere Betreuung in der Schule, psychosoziale Angebote, Corona-konforme Freizeitangebote - das kostet. Neben Milliarden für Wirtschaft und Arbeitsmarkt braucht es dringend ein kreatives, hoch dotiertes Kinder- und Jugend-Stabilisierungsprogramm", so Christian Moser. 

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