Ein besseres Klima für Kinder
– 04.11.20
Die Nachhaltigkeitsprofis aus dem SOS-Kinderdorf Hinterbrühl
Klimaschutz macht Spaß! Eine Wohngruppe im SOS-Kinderdorf Hinterbrühl hat jede Menge Ideen, die gut für’s Klima und gut für die Stimmung sind.
Wenn alle Mitbewohnerinnen und Mitbewohner daheim sind, kann es schon mal rund gehen. Denn acht Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren teilen sich im SOS-Kinderdorf Hinterbrühl ein Zuhause und werden dort rund um die Uhr abwechselnd von sechs Pädagog*innen betreut. Viele verschiedene Köpfe haben natürlich viele verschiedene Interessen. Aber in einem sind sich alle einig: sie bemühen sich um ein nachhaltiges Miteinander.
Von der Wiese rein in's Salz
Die Zeit während des ersten Lockdowns hat die WG genutzt, um gemeinsam das Areal des SOS-Kinderdorf Hinterbrühl zu erkunden und zu lernen, welche Kräuter in der Wiese wachsen. "Wir machen daraus Kräutersalz", erzählt der 8-jährige Pascal stolz, während er mit seinen Händen die Kräuter zerkleinert, die er gestern frisch gesammelt hat. Aus der großen Schüssel duftet es nach Rosmarin und Lavendel, dazwischen finden sich Schafgarbe, Klee und vieles mehr. Vieles wächst direkt in der Wiese, manches auch im Hochbeet der WG.
Sozialpädagogin Christiane Erber ist es ein persönliches Anliegen, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, wie wichtig es ist, respektvoll mit Lebensmitteln und der Natur umzugehen. "Für ihre Zukunft, in der die Kinder und Jugendlichen einmal selbst einkaufen und kochen müssen, möchte ich ihnen beibringen, dass nachhaltige Ernährung nicht Verzicht, sondern Genuss bedeutet", erklärt sie.
Nachhaltige Ernährung bedeutet nicht Verzicht, sondern Genuss!
Während Pascal und Christiane an der Fertigstellung des Kräutersalzes werken, sind Muriel und Valentina in der Zwischenzeit mit der Verwertung von Äpfeln beschäftigt – geschickt schälen und schneiden sie einen nach dem anderen.
Sozialpädagogin Madeleine Hahn bringt von ihrem Obstbauernhof regelmäßig jede Menge Früchte mit – Äpfel, Birnen, Nüsse, Hagebutten. Und die Wohngemeinschaft hat gute Verwendung dafür. Was die Kinder nicht gleich frisch schnabulieren, wird eingekocht. Zu Marmelade, Sirup oder Chutneys.
Wenn man den Sirup selber macht, schmeckt der Saft am allerbesten
Vom Stingl bis zum Putz
Die WG hat es sich angewöhnt, die Äpfel vom Stingl bis zum Putz komplett zu verarbeiten: Das Fruchtfleisch wird in Kuchen, Apfelstrudel oder Marmelade verkocht. Die Schalen werden bei niedriger Hitze im Rohr zu Apfel-Chips getrocknet. Und das Kerngehäuse wird zu Apfelessig, den die WG liebevoll "Das Experiment" nennt. Die Rezepte und immer neue Anregungen finden die Pädagoginnen im Internet. "Es gibt den Kindern Selbstbewusstsein, etwas selbst gemacht zu haben. Sie sind stolz auf ihre Produkte – und es schmeckt auch einfach gut", freut sich Betreuerin Christiane.
Auch die geräumigen Paletten-Möbel auf der Terrasse sind selbst gemacht. Sie waren ein Gemeinschaftsprojekt während des Lockdowns und bieten Platz für die ganze WG. Heute türmen sich auf dem Tisch jede Menge Früchte, die noch verarbeitet werden wollen. So idyllisch gemeinsam in der Herbstsonne Nüsse geknackt und Äpfel geschält, wird natürlich nicht täglich. "Wir achten immer darauf, was von den Kindern kommt. Wofür interessieren sie sich? In welcher Stimmung sind sie?" erklärt Christiane Erber. Sich kreativ betätigen steht aber meistens hoch im Kurs bei den Kindern und Jugendlichen. In der WG wird musiziert, genäht und gebastelt. Die Älteren bringen sich in der Küche ein und bekochen auch schon mal die ganze WG, wenn sie Lust haben, ein neues Rezept zu probieren. Die Jüngeren wollten gestern die Fenster herbstlich bemalen. Gesagt getan: Heute zieren bereits bunte Kürbisse und Herbstgemüse das große Küchenfenster.
Am Herd rühren die Kinder eifrig ein Apfel-Speck-Chutney. Und was ist das Schönste daran, wenn man gemeinsam kocht? "Es danach zu essen!", wird aus jeder Ecke gerufen - da sind sich alle einig.
Apfelchips in the making.
Valentina, Muriel und Christiane bei der Apfelverarbeitung.
Sozialpädagogin Christiane Erber.
Hier entsteht leckeres Chutney.
Gemeinsames Werkeln auf der Terrasse.
Herbstdeko auch auf den Fenstern.
Sozialpädagogin Madeleine Hahn.
Pascal mit seinem Kräutersalz.
Die fertigen Produkte.
Weitere Informationen: