Psychische Gesundheit – 28.04.23

Psychische Gesundheit fehlt bei geplanter Reform von Mutter-Kind-Pass

Kinderschutzorganisation begrüßt positive Weiterentwicklung. Psychische Gesundheit der Eltern muss aber mehr Aufmerksamkeit bekommen. Früherkennungsprogramm gefordert.

„Wir begrüßen die vorgeschlagenen Maßnahmen, die den analogen Mutter-Kind-Pass zu einem digitalen Eltern-Kind-Pass weiterentwickeln. Die geplanten Änderungen finden durchaus im Interesse von Familien und im Sinne des Kindeswohls statt und das freut uns“, erläutert Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf. SOS-Kinderdorf hat im Zuge des Begutachtungsverfahrens dazu eine parlamentarische Stellungnahme eingebracht.

Psychische Gesundheit stärken

Neben der durchwegs positiven Bewertung der Neuerungen möchte Moser auf ein wesentliches Defizit der Reform hinweisen: „SOS-Kinderdorf hat in den vergangenen Jahren immer wieder auf die dramatische Situation bei der psychischen Gesundheit vor allem unter Kindern und Jugendlichen sowie dem steigenden Druck in Familien hingewiesen. Der Gesetztes-Entwurf zum Mutter-Kind-Pass lässt weiterhin große Lücken, was die Früherkennung von psychischen Problemen betrifft – bei Kindern, aber vor allem auch bei ihren Eltern“, stellt Moser klar.

Psychische Erkrankungen kurz vor oder nach der Geburt sind ebenso wie erhöhte psycho-soziale Belastungen ein weit verbreitetes Phänomen unter jungen Eltern. Laut Studien leiden 20 % der jungen Mütter und 10 % der jungen Väter an Depressionen oder Angststörungen. Diese Situation birgt eine hohe Gefahr für tragfähige Eltern-Kind-Beziehungen und damit auch für die Gesundheit und das Wohl der Kinder.

Früh erkennen – schneller helfen!

Christian Moser

Die Frühen Hilfen als Unterstützung für Familien wurden zwar in der letzten Zeit ausgebaut, sie bieten aber nach wie vor keine flächendeckende Versorgung!

Christian Moser

SOS-Kinderdorf schlägt darum vor, im Zuge der aktuellen Reformen des Mutter-Kind-Passes auch ein Früherkennungsprogramm zur psychischen Gesundheit einzuführen. In Deutschland gebe es dafür bereits ein Vorbild – mit verpflichtenden Untersuchungen in der Schwangerschaft und nach der Geburt, um psychische Erkrankungen und psychosoziale Belastungsfaktoren, insbesondere bei Müttern, zu erheben und die entsprechende Versorgung einzuleiten. „Gefahren früh zu erkennen und ihnen schnell entgegen zu wirken, macht nicht nur für die Betroffenen einen riesen Unterschied, sondern zahlt sich auf jeder Ebene aus. Es ist die zielführendste und nachhaltigste Investition in gesellschaftliche Gesundheit“, so Moser.