Spendenaward 2016 – 07.02.16

"Mein Traum ist der Weltraum"

Farhad aus Syrien hat in einem Brief über seine Flucht geschrieben. SOS-Kinderdorf erzählte seine Geschichte in einem Spenderbrief weiter. Nun hat dieser Brief den Spenden-Award gewonnen und Farhad war bei der Übergabe dabei.

Als Farhad aus Syrien davon träumte als Astronaut ins Weltall zu fliegen oder wenigstens bei der NASA als Raumfahrttechniker aktiv mitzuarbeiten, ahnte er nicht wie bald sich seine Welt aus den Angeln heben würde. Mit Bomben und Granaten wurde der junge Mann aus seinen Träumen gerissen und stand plötzlich vor einer viel größeren Aufgabe: überleben!

In Syrien hätte Farhad den Militärdienst beginnen und in den Krieg ziehen müssen. Doch er wollte nicht töten. Und er wollte nicht sterben. Seine Eltern und Geschwister wollten ihren geliebten Sohn und Bruder nicht an den Krieg verlieren. So umarmten sie ihn ein letztes Mal und schickten ihn auf die Flucht, quer durch Europa, eine Reise durch einen Albtraum, aus dem Farhad nach 15 Tagen in Traiskirchen erwachte. Einen Tag später kam er ins Verteilerzentrum nach Innsbruck und von dort mit vier weiteren Jugendlichen nach Hall in das BIWAK von SOS-Kinderdorf. Dort werden seit über zehn Jahren unbegleitet minderjährige Flüchtlinge in kleinen Gruppen betreut, begleitet und ausgeträumte Kindheitsträume wieder mit Perspektiven und Leben gefüllt.

Im Biwak erzählt Farhad die Geschichte seiner Flucht und von seinem unerreichbaren Traum, gestaltet daraus einen Brief und malt ein Bild dazu. Tief berührt von seinen Erlebnissen, greift das SOS-Kinderdorf seine Geschichte auf und trägt sie weiter an seine Freunde und Spender. Der Brief bewegt die Österreicher und führt nicht nur zu positiven Reaktionen unter Spendern, Paten und Freunden sondern auch zum Sieg beim Spendenbrief-Award der Post.
 
Farhad (Mitte) mit Günther Lutschinger (FVA), Astrid Schindlwig, Beate Pellarin-Lieblein und GF Christian Moser (SOS-Kinderdorf), Walter Hitziger Post AG bei der Verleihung des Spendenawards am 2. Februar 2017 in der Albertina.


Genau an seinem 18. Geburtstag steht Farhad im Rahmen der Verleihung des Spendenawards selbstbewusst vor über 100 geladenen Gästen auf der Bühne der Albertina in Wien und spricht über sein Informatikstudium, das er bald in Österreich beginnen und so seinen Traum weiterträumen darf.
 

Farhads Brief nachlesen

Und fahr nicht mit Booten und kleinen Schiffen. Wenn dich die Polizei aufhalten will, lauf nicht weg. Respektiere ihre Anweisungen, alles andere macht die Sache nur schwieriger. Vor allem aber wünsch ich dir, dass du auch so viel Glück hast, wie ich. Dass du an einem Ort wie dem BIWAK landest, wo ich vor vier Monaten gelandet bin.

Ich bin Farhad, 16 Jahre alt, Kurde aus Syrien. Eigentlich sollte ich jetzt in meiner Schule in Damaskus sitzen und Informatik lernen. Weil ich als Ingenieur irgendwann einmal bei der NASA arbeiten möchte. Der Krieg machte mir einen Strich durch die Rechnung. Von vielen Möglichkeiten ist mir nur mehr eine geblieben: Der Militärdienst. Aber ich kann und will nicht zum Militär, will nicht in den Krieg ziehen, nicht töten – und auch nicht sterben!

Ich hatte Glück, weil ich nach Europa fliehen konnte. Ich hatte Glück, weil ich auf Menschen getroffen bin, die es mir ermöglichen, doch an eine Zukunft zu glauben. Vielleicht sogar an ein Informatik-Studium und an meinen Traum bei der NASA. Jetzt muss ich aber zuallererst einmal Deutsch lernen... Sollte ich einmal berühmt werden, weil ich irgendeine besonders gute Sache gemacht habe, dann komm ich zurück ins BIWAK. Dann werde ich die Menschen hier unterstützen, damit sie noch vielen weiteren Jugendlichen helfen können. Ich danke euch!


 

Spendenaward

Um die Arbeit von Hilfsorganisationen zu würdigen, kürte die Österreichische Post AG gemeinsam mit dem Fundraising Verband Austria den besten Spendenbrief 2016. Eine Fachjury hat SOS-Kinderdorf unter die Top 8 gewählt. 18.000 ÖsterreicherInnen stimmten ab, der 1. Preis ging an SOS-Kinderdorf und Farhad.