Armut – 17.12.21

Kinderkostenstudie zeigt Lücken bei Familienleistungen

Unser Geschäftsführer Christian Moser weist auf die dramatischen Folgen von Kinderarmut hin.

Christian Moser

An private Kinderbetreuung, Nachhilfe oder privaten Sport- oder Musikunterricht brauchen diese Familien noch nicht einmal denken. Das ist für Kinder demütigend und belastend und bedeutet schlechtere Startbedingungen in ihr künftiges Leben.

Christian Moser

„Seit Jahren haben wir gefordert, dass es eine Erhebung der Kosten für die Versorgung von Kindern in Familien braucht, um den Kampf gegen Kinderarmut in Österreich voranzubringen“, sagt SOS-Kinderdorf Geschäftsführer Christian Moser. „Nun liegen die Zahlen vor und machen zutiefst betroffen. Denn es zeigt sich: viele Eltern, besonders Alleinerziehende, können die Kosten kaum stemmen. Die Familienleistungen sind im Moment nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Es sei erschütternd, dass finanzielle Unterstützungsleistungen und Steuerbegünstigungen, wie zum Beispiel der Familienbonus plus, vor allem wohlhabenden Familien zugutekommen. Familien mit geringeren Einkommen werden hingegen deutlich benachteiligt. „Vor allem für Alleinerziehende fehlen aktuell entsprechende Unterstützungsleistungen“, betont Moser.
 

Armut trotz Erwerbstätigkeit

Zwischen 500 und 1.400 Euro monatlich, abhängig von der Haushaltsgrößte und Alter des Kindes, braucht man in Österreich, um ein Kind angemessen zu versorgen. Das ergibt die eben veröffentlichte Kinderkostenstudie der Statistik Austria. Bei einem mittleren netto Einkommen von rund 1.580 Euro im Monat hat das für viele Familien und ihre Kinder Armut und Ausgrenzung zufolge.
Ganz konkret bedeute das für diese Kinder und Jugendlichen, dass sie vielen Freizeitaktivitäten nicht nachgehen können, an keinen Schulausflügen teilnehmen oder zum Teil nicht einmal Freundinnen und Freunde zum Spielen oder Essen nach Hause einladen können. „An private Kinderbetreuung, Nachhilfe oder privaten Sport- oder Musikunterricht brauchen diese Familien noch nicht einmal denken“, erklärt Moser. „Das ist für Kinder demütigend und belastend und bedeutet schlechtere Startbedingungen in ihr künftiges Leben.“

 

Maßnahmen bei Einkommen und im Bildungs- und Gesundheitssektor notwendig

Die österreichischen Familienleistungen schaffen es aktuell nicht, Kinder vor diesen Situationen zu bewahren, selbst wenn ihre Eltern erwerbstätig sind. „Es braucht dringend politische Maßnahmen im Bereich der Einkommen, aber auch im Bildungs- und Gesundheitssektor, um diese Ungerechtigkeiten auszugleichen“, fordert Moser. SOS-Kinderdorf setzt sich dafür ein, dass alle Kinder, unabhängig von den Einkommen ihrer Eltern gute Zukunftschancen bekommen. Dazu gehört ein kluger Mix aus Geld-, Sach- und Dienstleistungen, der bedarfsgerecht und passgenau zur Verfügung gestellt werden muss.

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