Jobgespräch – 27.09.21

"Kinder sind das Wichtigste"

Petra Fasser-Hleb arbeitet als Sozialpädagogin in einem besonderen Betreuungsangebot in Kärnten.

Wie war dein Werdegang bei SOS-Kinderdorf?

Nach meinem Praktikum im Jahr 2016/17, wurde ich als Sozialpädagogin in Ausbildung direkt von SOS-Kinderdorf übernommen. Ich war begeistert. Zuerst startete ich mit 20 Wochenstunden. Nach Beendigung meiner Ausbildung an der FH in Feldkirchen als Sozialarbeiterin erhöhte ich meine Arbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche. Ich bin zwar ausgebildete Sozialarbeiterin, entschied mich jedoch für die Arbeit mit Kindern. Die sind so herrlich ehrlich, leben ihre Gefühle aus und lachen sehr viel.

Meine ersten sozialpädagogischen Erfahrungen sammelte ich in einer Wohngruppe mit 7 Kindern im Alter von 7-14 Jahren. Ende 2020 wurde rund um einen herausfordernden Jungen, mit dem ich bereits zuvor in Kontakt war, ein neues intensivpädagogisches Betreuungssetting errichtet. Somit blieb ich ihm als konstante Person erhalten. Um den Anforderungen gerecht zu werden, absolvierte ich heuer die Ausbildung zur Traumapädagogin.

Wie schaut dein Alltag aus? 

In dem neuen Betreungssetting leben zwar weniger Kinder in einer Wohngruppe zusammen, jedoch ist das sozial- und traumapädagogische Arbeiten dort sehr intensiv. Erst wenn ich so einen Arbeitstag abends reflektiere, merke ich, wie intensiv und herausfordernd ein Dienst ist. So einen Arbeitstag abzubilden, fällt mir echt schwer. Das sozial- und traumapädagogische Arbeiten fängt beim Aufwecken des Kindes an und endet beim Abendritual - falls die Nacht ruhig bleibt und alle Kinder gut schlafen. Unser Auftrag ist es, den Kindern Alltagsstrukturen näher zu bringen und diese so gut es geht auch einzuhalten, um ihnen dadurch einen sicheren Ort und Rahmen anzubieten.

Aber das Wichtigste bei all dem Tun ist, den Kindern mit großer Wertschätzung, Authentizität, mit viel Humor und Liebe zu begegnen. Erst dadurch ist es möglich, eine sichere Bindung anzubieten und Beziehung aufzubauen, die Krisen- und Eskalationssituationen übersteht. Ein besonderer Baustein ist für mich auch die Teilhabe der Kinder bei alltäglichen Entscheidungen.

Die größten Herausforderungen an deinem Job:

  • Mit der eigenen Energie haushalten
  • Die oftmals zu geringen Erholungsphasen nach den Diensten
  • Am "Motivationsball" zu bleiben
  • Den unglaublich schnellen Schwankungen der emotionalen- und psychischen Stimmung der Kinder professionell zu begegnen und trotzdem bei sich zu bleiben, nicht in Resonanz zu gehen – da kommt mir mein Alter zu Gute
  • Teamarbeit kann manchmal sehr anstrengend sein, aber sehr gut für die eigene Persönlichkeitsentwicklung 

Die schönsten Seiten an deinem Job: 

  • Wenn Kinder einem rückmelden, dass sie glücklich sind.
  • Das viele Lachen mit den Kindern und ihre manchmal "verrückten" Ideen.
  • Durch das Angebot von Supervisionen ist eine weitere Persönlichkeitsentwicklung sehr gut möglich.

Was bedeutet für dich ein Teil des SOS-Kinderdorfes zu sein?

Dazu fällt mir folgender Satz ein: Kinder halten einem nicht vom Wichtigsten ab, sondern sie sind das Wichtigste!

Wir Sozialpädagog*innen sind direkt im Alltag mit den Kindern verbunden und können wichtige Informationen geben, über vielleicht notwendige Veränderungen, um sich gemeinsam als Institution weiter zu entwickeln, im Sinne der Kinder und all den Personen, die für ein positives Miteinander verantwortlich sind.

 

Weiterführende Information: