­SOS-Herzkiste

Herzen öffnen und Gefühle spüren in Caldonazzo

Die SOS-Herzkiste hat dieses Jahr zum ersten Mal im Sommercamp in Caldonazzo Halt gemacht. In einem Workshop stärkten über 150 Kinder aus unterschiedlichen Ländern auf spielerische Weise ihre sozialen Kompetenzen und lernten Achtsamkeit.

 

Kinder, Jugendliche und Betreuer*innen sitzen gespannt im Kreativzelt im SOS-Kinderdorf-Sommercamp in Caldonazzo. SOS-Kinderdorf Pädagoge Walter Anyanwu startet seinen Workshop mit einer Lockerungsübung: „Wo liegt euer Herz?“, fragt der Trainer in die Runde. Die meisten Kinder zeigen auf die linke Seite ihrer Brust, manche in die Mitte und manche auf ihren Bauch. Die Antworten unterscheiden sich, je nach Alter der Kinder. Der Pädagoge möchte nun von der Gruppe wissen: „Wenn ihr jetzt euer Herz aufmachen würdet, was würdet ihr darin finden?“

In dieser harmonischen und entspannten Atmosphäre trauen sich die Kinder, genau das zu sagen, was ihnen einfällt: „Knochen.“ – „Amore.“ – „Fröhlichkeit.“ – „Blut.“ – „Freundlichkeit.“ – und ein Junge antwortet mit „Nichts.“ Die Gruppe kann sich ein Kichern nicht verkneifen. 

 

„Bei sich sein und auf das eigene Herz hören“

Die SOS-Herzkiste ist ein Schulprojekt von SOS-Kinderdorf und Future Wings, um Gefühl und Achtsamkeit in österreichischen Klassenzimmern zu fördern. Die Kinder sollen Wertschätzung für sich und andere lernen und ihre Emotionen besser kennenlernen. Als Workshop mit Trainer Walter Anyanwanu war die SOS-Herzkiste zum ersten Mal in Caldonazzo. Im Sommercamp beginnt der Weg zu den eigenen Gefühlen mit körperlichen Bewegungen. „Wir öffnen nun den Brustkorb durch Handbewegungen. Dann laufen wir alle auf der Stelle – zuerst langsam und dann immer schneller“, leitet Walter Anyanwanu die Gruppe an. Danach sollen die Kinder und Betreuer*innen zur Ruhe kommen und ihren Herzrhythmus beobachten. Jede*r spürt nach und beschreibt, wie sich das Herz vor, während und nach der Übung anfühlt. „Im Alltag achten wir nur selten auf unser Herz. Es ist wichtig, den eigenen Körper achtsam zu beobachten und in unserer schnelllebigen Gesellschaft auch mal Innezuhalten. Das ist der erste Schritt, um die eigenen Gefühlswelt zu erforschen und die Beziehung zu sich selbst zu stärken“, erklärt der Pädagoge. „Ich finde die Herzkiste sehr schön, denn sie bietet die Möglichkeit, bei sich zu sein und auf das eigene Herz zu hören“, schildert eine Betreuerin ihre Erfahrung. Auch die Kinder sind begeistert: „Ich bin jetzt gelockert. Ich bin bereit für mehr“, sagen viele von ihnen.

Gemeinsam eintauchen in eine bunte, kreative Gefühlswelt

In der SOS-Herzkiste befinden sich verschiedene Materialien, um die eigenen sowie die Gefühle anderer zu entdecken. Im Sommercamp in Caldonazzo wird eine Geschichte mit Gefühlsrätseln vorgetragen. Die Kinder dürfen raten, wie sich die beschriebene Person in einer bestimmten Situation gefühlt hat. Die Gruppe beteiligt sich voller Eifer: „Es gibt viel mehr Gefühle als ich dachte“, staunt ein 12-jähriges Mädchen. Ein Bub daneben erklärt: „Ich freue mich dabei zu sein, weil man sonst nicht über Gefühle nachdenkt.“

Danach entscheiden sich die Kinder für ihr persönliches Lieblingsgefühl. Mit Malstiften können sie nun ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ihrem Lieblingsgefühl in Bildern Ausdruck verleihen. Die Ergebnisse sind bunt, kreativ, unerwartet und unterschiedlich – so wie die Teilnehmer*innen.

 

„Die SOS-Herzkiste ist für jede*n etwas“

Insgesamt war der Workshop der SOS-Herzkiste im Feriencamp in Caldonazzo ein voller Erfolg und hat das Interesse der ganzen Gruppe geweckt. Rund 155 Kinder und 30 Erwachsene aus Bosnien, Deutschland, Italien und Österreich haben über mehrere Wochen am Workshop teilgenommen. Trotz unterschiedlicher Sprachen konnten sich alle beteiligen und gemeinsam Achtsamkeit und ein respektvolles Miteinander üben. Eine Betreuerin resümiert: „Die Herzkiste ist für jede*n etwas. Auch zurückhaltende Kinder werden spätestens nach dem Malen locker und fröhlich abgeholt.“

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