Zunehmend zeichnet sich bei SOS-Kinderdorf der Trend ab, die Zusammenarbeit mit der leiblichen Familie in allen Betreuungsmodellen zu integrieren, d.h. sowohl in den WGs als auch klassischen SOS-Kinderdorf-Familien. Der steigende Stellenwert der Familienarbeit fundiert auf der Erkenntnis, dass sich Kinder und Jugendliche niemals vollständig von ihrem ursprünglichen Umfeld lösen und dass Hilfeverläufe gelingender sind, wenn die Eltern einbezogen werden. Auch die schulische Entwicklung verläuft bei stärkerem Einbezug der Eltern deutlich besser. Darüber machte sich die Familienministerin Juliane Bogner-Strauß persönlich ein Bild und stattete dem SOS-Kinderdorf in Stübing einen Besuch ab.
Arbeitsgespräch: Familienministerin Juliane Bogner-Strauß mit Brigitta Thurner, Leiterin SOS-Kinderdorf Graz und Claudia Hauboldt.
Im Gespräch mit Alfred Groß, SOS-Kinderdorfleiter in Graz.
Die Ministerin mit Claudia Hauboldt (Öffentlichkeitsarbeit) und Julie Melzer, SOS-Kinderdorf-Leiterin Stübing.
Im SOS-Kinderdorf Stübing: Claudia Hauboldt, Familienministerin Juliane Bogner-Strauß, Alfred Groß, Julie Melzer, Brigitta Thurner,
Sehnsucht Familie
Wie stark die Sehnsucht nach Familie ist, zeigt eine aktuell vom SOS-Kinderdorf in Auftrag gegebene Studie an das Institut für Jugendkulturforschung, wo 400 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren befragt wurden. Die Ergebnisse sind alarmierend: 88 % der Jugendlichen empfinden Stress in ihren Familien, 55 % wünschen sich mehr ZEIT mit der Familie.
Die Familien müssen heutzutage viele verschiedene Herausforderungen meistern. SOS-Kinderdorf weiß aus der täglichen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien, dass der Grat zur Überforderung oft schmal ist und der Kippmoment jederzeit einbrechen kann. Da reicht nur eine einzige zusätzliche Belastung, wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Todesfall. Gewalt, Verwahrlosung, Suchterkrankung können Folge sein. Ein Teufelskreis beginnt.
Familien Halt, Stabilität und Unterstützung zu geben, damit sie wieder für ihre Kinder da sein können, muss kollegiales Anliegen unserer Gesellschaft sein. Denn die Familie, in welcher Form auch immer, ist für ein Kind die wichtigste Ressource.
Zurück zu Mama und Papa
Nicht wenige Kinder haben eine reelle Chance, auf ein "Zurück nach Hause", wenn es parallel zur Unterbringung im Kinderdorf auch die Einbindung und Stärkung der Eltern gibt. Schon viele von SOS-Kinderdorf betreute Kinder konnten in den vergangenen Jahren wieder nach Hause, ins herkömmliche Umfeld, zurück zu ihren Eltern.
"Allerdings nicht nur in der Steiermark besteht dabei die Herausforderung, dass Familienarbeit im stationären Bereich derzeit vor einem noch relativ starr versäulten Hilfesystem basiert. Eine über die reine Kontaktpflege hinausgehende Elternarbeit ist noch nicht als Regelleistung in der Durchführungsverordnung zum Steiermärkischen Kinder- und Jugendhilfegesetz verankert. Da muss noch viel passieren", bringt Kinderdorf-Leiterin Julie Melzer an.
In der Steiermark wurden insgesamt 1.900 Kinder in SOS-Kinderdorf-Familien und Wohngruppen betreut. Seit der mobilen Arbeit konnten außerdem 300 Kinder und ihre Familien steiermarkweit unterstützt werden. Aktuell leben rund 90 Kinder im SOS-Kinderdorf Stübing.
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