Internationaler Tag der Jugend

Der Rucksack vieler junger Menschen ist schwer!

Die Jugend braucht mehr Unterstützung und Perspektiven.

Zukunftssorgen, psychische Probleme und Angst vor dem Herbst – der Rucksack junger Menschen wiegt schwer. Sie müssen mehr stemmen, als gut für sie ist. „Jugendliche haben sich die letzten 17 Monate isoliert statt ausprobiert. Anstatt neuer Wege gab es Chaos. Die Jugend ist eine prägende Zeit der Entwicklung. Dass diese von der Pandemie auf’s Extremste ausgehebelt wurde, wird junge Menschen die nächsten Jahre und Jahrzehnte beeinflussen. Als Gesellschaft ist es unsere Pflicht, diesen Rucksack der Jungen mitzutragen und ihnen Zukunftsperspektiven zu geben“, so Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf.

 

Appell für mehr Generationengerechtigkeit

„Immer wieder werden junge Menschen für das Infektionsgeschehen verantwortlich gemacht. Was dabei oft vergessen wird: Jugendliche kamen in der Impfkette ganz zum Schluss und haben somit erst seit Kurzem die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Das zieht sich durch die ganze Pandemie: an junge Menschen wird immer zuletzt gedacht. Das vergangene Jahr war für sie maximal anstrengend und die Belastung und deren Folgen haben noch längst kein Ende. Wir appellieren an die Politik, Verantwortung zu übernehmen und die Zukunftsperspektiven der Jungen zu sichern. Das ist eine Frage der Generationengerechtigkeit“, so Moser.

Um dem erhöhten Unterstützungsbedarf gerecht zu werden und Langzeitfolgen der Corona-Pandemie zu verhindern, fordert SOS-Kinderdorf ein Krisenbudget für Jugendliche. Außerdem schlägt SOS-Kinderdorf ein bezahltes Perspektivenjahr für 18- bis 21-Jährige vor, das Orientierung und Sicherheit bietet.

„Jugendliche haben seit Beginn der Pandemie Verantwortung übernommen. Nun ist es an uns, ihre Zukunft zu sichern. Das betrifft die Abfederung der Pandemie-Auswirkungen genauso wie rasche Wege aus der Klimakrise. Denn eine gesunde Zukunft gibt es nur als Gesamtpaket“, so Moser.

Gedanken zum Thema von zwei Praktikern aus Osttirol

Mathias Feichtner und Martin Angermann, pädagogische Leiter in Osttirol

 

Schulstress und psychische Probleme als besondere Last

Mathias Feichter und Martin Angermann bestätigen die Schwere des Rucksacks aus ihrer täglichen Praxis. Als pädagogische Leiter einer Wohngruppe und Betreuten Wohnens für Jugendliche von SOS-Kinderdorf in Osttirol sind sie Tag für Tag nah an deren Ängsten, Problemen und Themen dran. Der schulische Druck sei in der Pandemie signifikant größer geworden. Wie in vielen Familien haben Ängste und Spannungen auch innerhalb der WG stark zugenommen – und in der Folge psychische Symptome. Das hat den Bedarf für stationäre und ambulante psychotherapeutische Behandlungen stark erhöht, berichten Feichter und Angermann und verweisen auf fast wöchentliche Fahrten in die Kinder- und Jugendpsychiatrie nach Hall.

Wunsch nach mehr Normalität und weniger Angst!

Was den Rucksack abseits von Schulstress, Ängsten und psychischen Problemen zusätzlich schwermacht: „In der Pandemie gab es kaum unbelastete Freundschaften“, sagt Martin Angermann. „Die Jugendlichen haben sich großteils verantwortungsvoll an die Einschränkungen und Maßnahmen gehalten, gleichzeitig sehr darunter gelitten. Die für die Jugend so typische Unbeschwertheit ging verloren. Angst selbst krank zu werden, andere anzustecken, Familienangehörige zu treffen, Freundschaften unbekümmert zu pflegen, sich in der Gruppe zu treffen – das alles wurde von der Pandemie überschattet!“

Wonach sich die Jugendlichen am meisten sehnen, bringt Mathias Feichter kurz und knackig auf den Punkt: „Mehr Normalität und weniger Angst! Das heißt vor allem wieder normalen Schulunterricht, weniger Kontrollen und Beschränkungen im Alltag – einfach wieder normal jung und jugendlich sein zu dürfen!“

 

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