Fragen zu Altmünster

Im Zuge einer Medienanfrage am 16. Oktober 2025 wurde SOS-Kinderdorf auf neue Vorwürfe eines ehemaligen Betreuten aufmerksam gemacht. Der Betroffene schildert für die 1980er/1990er-Jahre körperliche Übergriffe, entwürdigende Situationen und ein unzureichendes Reagieren bei sexueller Gewalt. Außerdem berichtet er von einem sexuellen Übergriff im Umfeld des Standorts.

SOS-Kinderdorf steht seit der Anfrage in Kontakt mit dem Betroffenen, bietet Beratung, Begleitung und die Teilnahme am unabhängigen Opferschutzverfahren an.

Nach Bekanntwerden der Hinweise hat SOS-Kinderdorf umgehend reagiert:

  • Die aktuelle Standortleitung wurde am 16.10. vorsorglich freigestellt, um eine unabhängige und unbeeinflusste interne Prüfung zu gewährleisten. Das ist eine Standardmaßnahme und keine Vorverurteilung.
     
  • Parallel erfolgte am 16.10. die aktive Kontaktaufnahme mit dem Betroffenen, dem Unterstützung und die Teilnahme am unabhängigen Opferschutzverfahren angeboten wurden.
     
  • Unterlagen wurden gesichert, die zuständigen Behörden informiert und eine Archivprüfung eingeleitet.
     
  • Zur Sicherstellung des laufenden Betriebs wurde Nicole Cerny, Standortleiterin in Guntramsdorf, interimistisch mit der Leitung des Standorts Altmünster betraut.

Im Zuge der ORF-Anfrage liegen zusätzliche Vorwürfe gegen die aktuell freigestellte Standortleitung vor. Nach derzeitiger Darstellung handelt es sich um nicht-sexuelle und im Schweregrad geringere Vorwürfe (unsachgemäße/entwürdigende Umgangsformen, vereinzelte körperliche Übergriffe); diese sind Teil der laufenden Prüfung. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die weiteren im Zuge der Berichterstattung genannten Vorwürfe am Standort Altmünster betreffen drei historische Fälle zu zwei Beschuldigten aus dem Zeitraum 1960er bis frühe 1990er Jahre. Diese wurden im Rahmen des Opferschutzverfahrens anerkannt; es wurden Anerkennungsleistungen und Therapien zugesprochen.

Nach damaliger Aktenlage wurden bei bekanntwerdenden Vorwürfen dienstliche Konsequenzen gesetzt (bis hin zur Dienstbeendigung) und Behörden kontaktiert. Aus heutiger Sicht waren einzelne arbeitsrechtliche Schritte (z. B. einvernehmliche Trennungen) nicht ausreichend; seither wurden die arbeitsrechtlichen und kinderschutzrelevanten Standards deutlich verschärft. Heute gelten klare, verbindliche Melde- und Prüfprozesse.

Die Betreuung in Altmünster läuft geordnet weiter. Die interimistische Leitung hat Nicole Cerny übernommen.

Das SOS-Kinderdorf Altmünster wurde nach umfassender Neugestaltung im September 2024 neu eröffnet. Kinder und Jugendliche waren dabei aktiv eingebunden.

Heute werden dort 84 Kinder und Jugendliche in verschiedenen Betreuungsformen begleitet – von sozialpädagogischen Wohngruppen und Krisenwohngruppen, über Eltern-Kind-Wohnen bis zu SOS-Kinderdorf-Familien. Über 80 Mitarbeiter*innen sorgen für eine stabile Betreuung. Mit dem Neubau wurde das Dorf bewusst geöffnet: Das Therapie- und Freizeithaus steht auch Familien aus der Region offen, und der naturnahe Spielraum kann von allen Kindern aus der Nachbarschaft genutzt werden.