Kinderschutz – 09.11.22

Aufarbeitung von Kinderschutzverletzungen

SOS-Kinderdorf arbeitet intensiv an der Aufarbeitung vergangener Kinderschutzverletzungen in einigen Mitgliedsländern und treibt Kinderschutz in Österreich weiter voran.

Im Mai 2021 hat SOS-Kinderdorf Vorwürfe von Kinderschutzverletzungen in einzelnen Länderorganisationen öffentlich gemacht und eine Kommission rund um Waltraud Klasnic, die Independent Childprotection Commission (ICC), damit beauftragt, die Fälle umfassend zu überprüfen und Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Organisation auszusprechen. „Seither hat SOS-Kinderdorf umfassende Schritte zur Aufarbeitung und Weiterentwicklung des Kinderschutzes gesetzt“, sagt Elisabeth Hauser, Geschäftsführerin von SOS-Kinderdorf Österreich. „Die Kommission unterstützen wir, wo immer wir können, indem wir etwa Informationen zur Verfügung stellen und Kontakte in unterschiedlichen Länder herstellen.“ Der Abschlussbericht der Kommission wird für Februar 2023 erwartet.

 


Wir werden uns nie auf bestehenden Präventionssysteme ausruhen können, sondern wir müssen uns bewusst sein, dass Fehler immer passieren können.

Elisabeth Hauser
Geschäfstführerin SOS-Kinderdorf

 

Missbrauchsfall in Asien durch Spender

Insbesondere die Meldung eines konkreten Falles aus einem SOS-Kinderdorf in Asien hat die Organisation veranlasst, die eigenen strengen Richtlinien erneut auf den Prüfstand zu stellen. Ein österreichischer Spender habe bei Besuchen in einem SOS-Kinderdorf zwischen 2010 und 2014, das er mit seiner Spende mitfanziert hat, mehrere Minderjährige zu sexuellen Handlungen gezwungen. Dies wurde über eine Whistleblowing-Plattform von SOS-Kinderdorf International gemeldet und mittlerweile durch eine Untersuchung im betroffenen Land bestätigt. SOS-Kinderdorf Österreich hat den Sachverhalt an die Staatsanwaltschaft in Österreich übergeben und der betroffenen Länderorganisation umfangreiche Unterstützung bei der Aufarbeitung zugesagt. Nachdem der Spender Ende August 2022 verstorben ist, wurden die polizeilichen Ermittlungen in Österreich eingestellt.

„Wir sind tief erschüttert, dass Kinder in der Obhut von SOS-Kinderdorf durch einen Spender zu Schaden gekommen sind und tun alles in unserer Macht Stehende, um die heute jungen Erwachsenen zu unterstützen und den Fall vollständig aufzuklären“, sagt Hauser. Dabei beschäftigen uns mehrere Fragen sehr intensiv: Hätten wir in Österreich zu einem früheren Zeitpunkt eine weiterführende Untersuchung veranlassen müssen? Welche Rolle und Verantwortung haben wir als SOS-Kinderdorf Österreich als Förderverein? Welche Verantwortungen liegen vor Ort in den Ländervereinen und aber vor allem, wie muss dies alles zusammenwirken, um Kinderschutz sicher zu stellen?“ Mit diesen Fragen befasst sich aktuell auch die ICC und wird ihre Ergebnisse mit dem Abschlussbericht vorlegen.

In einem umfassenden, extern begleiteten Projekt hat SOS-Kinderdorf Österreich einen Reflexionsprozess gestartet, um Risiken in Bezug auf den Kinderschutz in den Organisationsbereichen auch abseits der direkten Arbeit mit Kindern schneller zu erkennen. Im Zuge dessen werden zum Beispiel die Leitfäden für Besuche von SOS-Kinderdorf-Einrichtungen weiterentwickelt und es wird evaluiert, welche Schulungen und Austauschformate es braucht, um die Richtlinien im Alltag auch zu leben. In Kürze wird eine neue Kinderschutzrichtlinie der Organisation fertiggestellt, in der alle Richtlinien und Leitfäden zum Kinderschutz gebündelt dargestellt werden. In dieser wird der Kinderschutz erstmals als Grundprinzip für ALLE Organisationsbereiche festgeschrieben.

 

Kinderschutz braucht Prävention und umfassende Bearbeitung von Fehlern

SOS-Kinderdorf hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche tiefgehende Veränderungen und Weiterentwicklungen im Hinblick auf Kinderschutz und Gewaltprävention umgesetzt. Ein wichtiger Schritt war etwa die umfassende Aufarbeitung historischer Fälle bei SOS-Kinderdorf Österreich durch den Historiker Horst Schreiber. Doch das Lernen geht immer weiter: „Wir werden uns nie auf bestehenden Präventionssysteme ausruhen können, sondern wir müssen uns bewusst sein, dass Fehler immer passieren können“, so Hauser. „Nur wenn wir das akzeptieren und uns dazu verpflichten, immer wieder hinzuschauen, kann Verantwortung für Kinderschutz in vollem Maße übernommen werden.“

Meldestellen

SOS-Kinderdorf hat verschiedene Möglichkeiten eingerichtet, um mit uns in Kontakt zu treten, wenn Menschen Fehlverhalten oder Missstände bei SOS-Kinderdorf wahrnehmen oder davon selbst betroffen sind. Ihre Aufmerksamkeit hilft uns, Risiken früh zu erkennen und Fehlern und Missständen rasch und konsequent nachzugehen.

  • Independent Child Protection Commission
  • Ombudsstelle für Opferschutz
  • Whistleblowing

Alle Informationen dazu im Detail finden Sie auf
https://www.sos-kinderdorf.at/meldestelle

Weiterführende Information:

 

Wir hoffen, dass unser konsequenter und transparenter Umgang alle Freundinnen und Freunde von SOS-Kinderdorf überzeugt, uns weiterhin ihr Vertrauen zu schenken. Denn nur mit ihrer wertvollen Unterstützung können wir das Leben vieler Kinder und Jugendlicher auf der ganzen Welt ein Stück besser machen. Danke!