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25 Jahre

nach dem Krieg

Unser Einsatz in Bosnien & Herzegowina

Familien stärken nach dem Krieg

Es war im letzten Jahr der Kriegswirren im Bosnienkrieg, als SOS-Kinderdorf International nach Bosnien und Herzegowina kam, um Kindern und ihren Familien in entsetzlichen Notlagen zu helfen.

 

Ende 1994 und 1995 war der Krieg noch heftig im Gange. So waren die ersten Hilfsmaßnahmen von SOS-Kinderdorf die Verteilung von Essenspakete und medizinische Versorgung für Kinder und Familien. In sogenannten SOS-Clubs, die SOS-Kinderdorf an mehreren sicheren Orten in Sarajevo in Kellern von Gebäuden einrichtete, fanden Kinder Raum zum Kind sein, spielen und kreativ sein. Nach Ende des Krieges wurde in Sarajevo mit dem Bau des ersten SOS-Kinderdorfs im Land begonnen.

Schwierige Startbedingungen

Nach dem Krieg gab es im Land nicht genügend Betreuungsplätze für Kinder ohne elterliche Fürsorge. Es herrschte schreckliche Armut und viele Menschen waren auf Hilfe angewiesen. Für Kinder und Jugendliche gab es keine organisierten Freizeitaktivitäten und auch Kindergärten waren zerstört und so kaum Betreuung möglich. In dieser Situation galt es für SOS-Kinderdorf neben der Aufnahme von Kindern in SOS-Kinderdorf-Familie, Programme für die Hilfe und den Schutz von Kindern auf die Beine zu stellen. Unter anderem wurde ein Kindergarten in Sarajevo errichtet. Und mit dem Spielebus ein Betreuungsangebot etabliert, mit dem die Hilfe mobil direkt zu den Kindern kommen konnte. Die Menschen und auch die Politik in Bosnien und Herzegowina haben SOS-Kinderdorf im Land herzlich willkommen geheißen und auch so gut wie möglich in der Arbeit unterstützt.

Folgen des Krieges heute noch spürbar

Heute, 25 Jahre nach dem Ende des Krieges, leiden immer noch unzählige Kinder und ihre Familie, durch die schweren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen des Krieges. Aus dieser Not heraus entstand in Srebrenica durch die Hilfe von SOS-Kinderdorf Österreich und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ein Projekt zur Unterstützung und Stärkung dieser Familien.

Viele Familien haben während und nach dem Krieg die Region rund um Srebrenica verlassen, auch heute noch ist die Abwanderung sehr hoch. Es gibt nicht viele gute Jobs und kaum Einkommensmöglichkeiten. Viele der Menschen, die geblieben oder nach Jahren im Ausland wiedergekommen sind, sind arbeitslos und von Armut betroffen. Die Region rund um Srebrenica ist weitläufig und stark zersiedelt. Viele Menschen leben in den kleinen Dörfern und Streusiedlungen außerhalb der Stadt, wo sie auch landwirtschaftlich tätig sein können. Die Infrastruktur ist sehr schlecht ausgebaut, das Straßennetz ist in einem sehr schlechten Zustand und der öffentliche Verkehr aus den umliegenden Dörfern nach Srebrenica so gut wie nicht vorhanden. So sind für viele Familien Gesundheitseinrichtungen, Beratungsstellen, Schulen und auch Einkommensmöglichkeiten, wie z.B. Märkte, auf denen landwirtschaftliche Waren verkauft werden können, nur sehr schwer erreichbar.

Gerade für benachteiligte Kinder und ihre Familien führt dieser Umstand häufig zur sozialen Ausgrenzung, einem begrenzten Zugang zu grundlegenden Sozialleistungen, einem erhöhten Armutsrisiko und einem größeren Risiko für familiäre Krisensituationen.

 

Familien Stärken – Unterstützung aus Österreich

SOS-Kinderdorf unterstützt diese Familien im Rahmen eines Familienstärkungsprogramms in unterschiedlichen Lebensbereichen seit 2018. Mit den SozialarbeiterInnen von SOS-Kinderdorf kommt Unterstützung für die Familien direkt zu ihnen nach Hause, egal wie abgelegen sie leben. Bei regelmäßigen Besuchen wird ihre Lebenssituation analysiert und gemeinsam ein Betreuungsplan für die gesamte Familie erstellt. „Wir sehen es klar als unsere Rolle an, die Menschen zu motivieren und zu fördern. Wir schauen sehr genau, was die einzelne Familie braucht, um wieder auf eigenen Beinen zu stehen und suchen gemeinsam die passgenaue Lösung, für jede einzelne Familie!“

Meist wird dabei geholfen Zugang zu bestehenden öffentlichen Unterstützungsangeboten, Sozialleistungen und auch zur Gesundheitsversorgung zu bekommen. Vielen Kindern fehlen notwendige medizinische Untersuchen und Behandlungen, wie zum Beispiel Ergotherapie oder Sprachtherapie. Sind grundlegende Lebensbedürfnisse organisiert, ist die Suche nach Einkommensmöglichkeiten ein wesentlicher Aspekt, um die Zukunft der Familien langfristig zu sichern. Manchmal starten man dafür bei Ausbildungsmöglichkeiten und Jobtrainings für die Eltern. Andere haben die Möglichkeit landwirtschaftlich tätig zu sein und bekommen dann Unterstützung dabei, eigene Betriebe aufzubauen und ihre Produkte zu vermarkten.

 

Eine SOS-Kinderdorf Mitarbeiterin beim Besuch einer Familie in Ost-Sarajevo.

 

Kinderschutz und Kinderrechte im Mittelpunkt

Im Zentrum der Betreuung stehen immer die Kinder, ihr Wohl und ihre Rechte. Dafür werden die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt und erhalten auch psychosoziale Unterstützung. Dabei geht es einerseits um ganz individuelle Herausforderung im Alltag der Familien oder auch den Paarbeziehungen der Eltern. Andererseits lernen die Eltern in Workshops im Community Centre von SOS-Kinderdorf in Srebrenica auch über Kinderschutz und Kinderrechte.

Auch die Kinder können an Workshops teilnehmen. In einem der Workshops dreht sich alles um die Themen Vorurteile und Selbstbewusstsein. Die jahrelangen Konflikte zwischen den ethnischen Gruppen sind tief verankert und auch heute noch für Kinder spürbar. Auch von Armut betroffene Familien kämpfen mit Ausgrenzung und Vorurteilen ihnen gegenüber. Wie man mit Vorurteilen anderer und auch eigenen umgehen und sein Selbstbewusstsein stärken kann, lernen die Kinder in den Workshops.

ADA verlängert Projekt – Corona-Folgen mitdenken

Seit Start des Programms konnten bereits fast 100 Familien unterstützt werden. Ganz aktuell hat die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit ihre Zusage für eine Verlängerung des Programms für weitere drei Jahre gegeben.

Auch in Bosnien und Herzegowina hat sich in den letzten Wochen durch die Corona-Krise gerade für belastete und benachteiligte Familien einmal mehr verschärft. Finanzielle Belastungen und fehlender Zugang zu Schulen und Unterstützungsangeboten erhöhen die Anspannungen in Familien. In der neuen Projektphase wird daher ein Schwerpunkt auf der Arbeit gegen häusliche Gewalt und gewaltfreie Erziehung liegen.

Rund die Hälfte des Projektbudgets finanziert SOS-Kinderdorf über Spendengelder aus Österreich.

 

Familienstärkung in Bosnien und Herzegowina

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...haben dank SOS-Kinderdorf wieder zueinander gefunden.

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...meistern die Corona-Zeit.

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