Ambulante Familienarbeit Tirol

Evaluationsforschungsprojekt zur Ambulanten Familienarbeit Tirol (AFA) (2007 - 2008)


Wie erlebten von der AFA betreute Familien die ambulante Familienarbeit und welche Qualitätskriterien lassen sich daraus ableiten? Das Evaluationsforschungsprojekt zur Ambulanten Familienarbeit Tirol (AFA) berücksichtigt vor allem die Sichtweisen der betreuten Familien. Die auf Informationen und Erfahrungen der AdressatInnen basierenden Ergebnisse werden für eine Reflexion und Weiterentwicklung der ambulanten Familienarbeit zur Verfügung gestellt.

Die SOS-Kinderdorf Einrichtung "Ambulante Familienarbeit Tirol" (AFA) begleitet seit April 2004 Familien im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe. Das Sozialpädagogische Institut wurde von der AFA beauftragt, ein Evaluationsforschungsprojekt durchzuführen, mit dem ein Beitrag zur Qualitätsentwicklung des Angebots geleistet und ihre Arbeit dokumentiert werden soll. Das Projekt wurde von Dr. Klaus Wolf, Professor für Sozialpädagogik an der Universität Siegen, wissenschaftlich begleitet und im Sommer 2008 mit einem Ergebnisbericht abgeschlossen. Ein Projektbeirat mit VertreterInnen der Kinder- und Jugendhilfe, des SOS-Kinderdorfes und der AFA leistete wesentliche Beiträge zur Reflexion und zum Diskurs von Praxis und Forschung. AFA-Leitung und AFA-MitarbeiterInnen waren in den Evaluationsprozess eingebunden und unterstützten bei konkreten Projektetappen.

Der Evaluationsbericht dokumentiert Informationen, die in Aktenanalysen zu allen Familien mit einem Betreuungsende zwischen Oktober 2006 und April 2007 gewonnen wurden. Die zentralen Ergebnisse der Evaluation beziehen sich aber auf Gespräche mit ausgewählten Familien. In qualitativen, teilstandardisierten Interviews wurden Mütter, Väter und Jugendliche gefragt, was sie in der Begleitung durch die AFA hilfreich und unterstützend erlebt bzw. was sie vermisst haben und womit sie unzufrieden waren.

Aktivitäten der AFA wirken zusammen mit anderen Einflüssen und manchmal auch zeitlich verzögert. Lineare Abläufe oder „Patentrezepte“, was bei welcher Problemstellung wie wirkt, gibt es nicht. Ausführungen von InterviewpartnerInnen, wie sie die AFA-Betreuung erlebt haben, was sie aus heutiger Sicht besonders positiv oder negativ beurteilen und welche Veränderungen sie bei der Bewältigung von Problemen und in der Beziehung zu Kindern bzw. Eltern beschreiben, lassen allerdings Ableitungen zu, was Familien in der ambulanten Familienarbeit genützt, sie unterstützt und gestärkt hat.

Das Feld der ambulanten Familienarbeit – so ein erstes Ergebnis – stellt sehr hohe Ansprüche an die MitarbeiterInnen der AFA. Familien erwarten fachliche Kompetenz und menschliche Qualitäten. Eine professionelle Distanz zur Familie und eine für die gemeinsame Arbeit förderliche Nähe sind dabei in ein angemessenes Verhältnis zu bringen. MitarbeiterInnen sind als BeraterInnen ebenso gefordert wie bei Unterstützungen in der Alltagsbewältigung. Für erfolgreiche Interventionen sind Vertrauensbeziehungen zu entwickeln, aktiv Vorschläge einzubringen und in Zusammenarbeit mit den Familien Lösungswege zu eröffnen. Die Arbeit erfordert Flexibilität mit einer ausgewogenen Balance von Erreichbarkeit und Frei-Zeit. Die Position zwischen dem Auftraggeber Jugendamt und der „Vertragspartnerin“ Familie stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.
 

Als zentrale Aspekte günstiger Betreuungsverläufe lassen sich aus der Sicht der Familien folgende ableiten:

  • ein respektvolles Beziehungsangebot
  • beratende Gespräche in Kombination mit Unterstützungen in der Alltagsbewältigung
  • professionelle Kompetenz
  • das gemeinsame Arbeiten an Problemlösungen von der Vereinbarung bis zum Erproben neuer Strategien im Umgang mit Problemen und Konflikten
  • direktive Interventionen unter bestimmten Voraussetzungen und
  • das Erleben der eigenen Wirkmächtigkeit.

Weitere Ausführungen finden Sie im Ergebnisbericht, den Sie entweder hier downloaden (empfohlen wird ein doppelseitiger Ausdruck) oder in Druckversion bei Anna Reitmeir bestellen können.
 

Mehr Informationen

 

Kontakt und Information:

Forschung und Entwicklung
Fachbereich Pädagogik / SOS-Kinderdorf
Stafflerstraße 10a, 6020 Innsbruck
Mag.a Bettina Hofer
DSA Mag.a Christina Lienhart