idealistisch und wagemutig

Pionierinnen im SOS-Kinderdorf (2003 - 2006)

Die schriftliche Überlieferung der Entwicklung von SOS-Kinderdorf hat eine lange Tradition. Über die Frauen, die den Aufbau des SOS-Kinderdorfes wesentlich mitgestalteten, war bislang allerdings wenig bekannt. Mit dem Forschungsprojekt "Pionierinnen im SOS-Kinderdorf" werden das Leben und die Leistungen einiger maßgeblich beteiligter Frauen sichtbar gemacht.


Ziel des Projektes war es, die Bedeutung von Frauen in einer Organisation zu dokumentieren, die vor allem mit dem charismatischen Hermann Gmeiner als Gründer und den Männern in Führungspositionen wahrgenommen wird. Da man zudem bei Frauen im SOS-Kinderdorf in erster Linie an Kinderdorfmütter denkt, wurden bei diesem Projekt bewusst „andere“ weibliche Lebensentwürfe und Lebensrealitäten in den Blick genommen. Es ging darum, mehr über das Leben jener Frauen zu erfahren, die außerhalb der Familienarbeit SOS-Kinderdorf mitgestalteten. Diese Pionierinnen arbeiteten jenseits des Kompetenz- und Berufsspektrums, das ihnen auf Grund ihres Geschlechts zugeschriebenen wurde – also auch in „Männerdomänen“.

Um den Biographien der Frauen möglichst nahe zu kommen, wurden Zugänge aus der qualitativen Biographieforschung (Fallgeschichten) mit Herangehensweisen aus der historischen Frauenforschung kombiniert. Da Verstehen „nur aus der Zeit heraus möglich" ist, wurden diese Lebensgeschichten in ihren sozialhistorischen Rahmen gebettet und vor dem Hintergrund der Geschlechterverhältnisse betrachtet. Diese qualitativ orientierte biographische Forschung reflektiert das Phänomen, dass Frauen (und Männer) einerseits im Rahmen ihrer Möglichkeiten gebunden sind, gleichzeitig aber immer versuchen, diesen Rahmen zu überschreiten. Die Handlungsmöglichkeiten werden anhand konkreter Frauengeschichten erfahrbar und eröffnen eine neue Sichtweise. Frauen sind vielfältig gestalterisch tätig und schreiben Geschichte.

Im Buch „idealistisch und wagemutig. Pionierinnen im SOS-Kinderdorf“ (StudienVerlag, Innsbruck 2006) werden nun erstmals die Geschichte(n) und die berufliche wie persönliche Entwicklung von 15 „Pionierinnen“ nachgezeichnet. Wagemutig und ausdauernd, anpassungsfähig und widerständig setzten sie Initiativen beim Aufbau von SOS-Kinderdörfern weltweit, in der Mittelbeschaffung, in der Werbung, bei der Schulung von Kinderdorfmüttern, in der pädagogischen Ausrichtung und in der sozialpädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Über den biografischen Zugang hinaus bietet der Band einen unmittelbaren Einblick in den Alltag und die Entwicklung von SOS-Kinderdorf von den 1940er bis in die 1960er Jahre. Die einzelnen Biografien werden zudem verwoben mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, zeitgeschichtlichen Ereignissen und Lebenswelten von Frauen.

 

Auszüge aus dem Buch 

  • Lienhart, Christina/Hofer, Bettina (2006): Maria Hofer (1913-1997). “Eine Frau mit euphorischer Kraft”, in: Hofer/Lienhart: idealistisch und wagemutig. Pionierinnen im SOS-Kinderdorf, StudienVerlag Innsbruck-Wien-Bozen, S. 47-69. Download
  • Lienhart, Christina/Hofer, Bettina (2006): Maria Heissenberger (geb. 1930). "Ich wollte ich sein", in: Hofer/Lienhart: idealistisch und wagemutig. Pionierinnen im SOS-Kinderdorf, StudienVerlag Innsbruck-Wien-Bozen, S. 203-218. Download

Weitere Veröffentlichungen 

  • Lienhart, Christina/Hofer, Bettina (2009): Die Fürsorgerin Maria Hofer und ihr "Amerika". Soziale Arbeit als "moderner Frauenberuf" am Beispiel einer Mitbegründerin von SOS-Kinderdorf, in: Schreiber/Gensluckner/Jarosch/Weiss (Hg.): Gaismair-Jahrbuch 2010. heim@tlos, StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen. Download

Rezensionen

  • Hofer, Bettina/Lienhart, Christina: idealistisch und wagemutig. Pionierinnen im SOS-Kinderdorf - Monika Jarosch, AEP-Informationen, Juni 2007 Download
  • Hofer, Bettina/Lienhart, Christina: idealistisch und wagemutig. Pionierinnen im SOS-Kinderdorf - Helmut Schönauer, biblio-literaturforum, März 2007 Download
  • Hofer, Bettina/Lienhart, Christina: idealistisch und wagemutig. Pionierinnen im SOS-Kinderdorf - Bernhard Sandbichler, Forschungsinstitut Brenner-Archiv, März 2007 Download


Kontakt und Information:

Forschung und Entwicklung
Fachbereich Pädagogik / SOS-Kinderdorf
Stafflerstraße 10a, 6020 Innsbruck
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